Samstag, 8. Dezember 2012


Sprichwörter 29, 25 
"Die Angst des Menschen führt ihn in die Falle. Wer auf den Herrn vertraut, ist gesichert."
Wenn ein Mensch Angst hat, dann verstrickt er sich meistens immer mehr in irgendwelche Schwierigkeiten. Er findet keine Ruhe und kann daher nicht ausgeglichen und vernünftig handeln. Wer Gott vertraut fühlt sich sicher und geborgen. Durch diese Geborgenheit hat ein Mensch einen anderen Blick auf sein Leben und die Angst hat keine Macht mehr über ihn.
Sprichwörter 29, 27
Matthäus 6, 24
"Der Übeltäter ist den Gerechten ein Gräuel. Der Rechtschaffene ist für den Frevler ein Gräuel."
Es können zwei Seiten in einem Menschen nicht kompatibel sein. Entweder bin ich mit Gott und strebe nach Erbarmung und Gerechtigkeit oder ich bin ohne Jesus und für mich ist die Rechtschaffenheit ein Gräuel.
Markus hat in seinem Evangelium das Ähnliche erwähnt: "Niemand kann zwei Herren dienen; er wird entweder den einen hassen und den anderen lieben oder er wird zu dem einen halten und den anderen verachten. Ihr könnt nicht beiden dienen, Gott und dem Mammon."
Nur wir Menschen können hassen. Der Hass wird meistens in eine falsche Richtung angewendet. Es werden unsere Nächsten gehasst. Gott hat uns mit dieser Eigenschaft ausgestattet, damit wir die Sünde hassen und somit uns gegen sie wehren können.


Markus 8: 34-38
"Er rief in die Volksmenge und seine Junger zu sich und sagte: Wer mein Jünger sein will, der verleugne sich selbst, nehme sein Kreuz auf sich und folge mir nach. Denn wer sein Leben retten will, wird es verlieren; wer aber sein Leben um meinetwillen und um des Evangeliums willen verliert, wird es retten. Was nützt es einem Menschen, wenn er die ganze Welt gewinnt, dabei aber sein Leben einbüßt? Um welchen Preis könnte ein Mensch sein Leben zurückkaufen? Denn wer sich vor dieser treulosen und sündigen Generation meiner und meiner Worte schämt, dessen wird sich auch der Menschensohn schämen, wenn er mit den heiligen Engeln in der Hoheit seines Vaters kommt."

Ich interpretiere es, wie folgt: Wir haben alle einen Kreuz zu tragen, der manchmal uns als schwer und manchmal als angemessen erscheint. Gott gibt uns keinen Kreuz, der schwerer ist als unsere Kräfte für diesen ausreichen würden. Ganz ehrlich - es ist manchmal schwer zu glauben, dass man es tragen kann und viele denken, sie zerbrechen bald. Der Gedanke daran, dass mein Kreuz meinen Kräften angemessen ist, hilft mir besser mit manchen Lebenssituationen fertig zu werden.

Wir alle waren schon mal mit Krankheiten unserer Nächsten konfrontiert oder waren ungerecht behandelt worden, oder kamen zum angestrebten Ziel nicht dann, wann wir es genau wollten. Diese Tatsachen lassen die Menschen meistens daran zweifeln, dass Gott immer noch ihnen beisteht und das Gefühl verlassen zu sein überkommt einen dann noch mehr, wenn sich "Probleme", wie in einem Schneeball zu häufen scheinen und es einem immer schwerer wird diesen Ball vor sich zu rollen. Man sucht nach einem Bergabstieg, an dem dieser Schneebal endlich runterrollen kann und man eine Erleichterung versprürt. Dieser Bergabstieg ist für mich das Evangelium.

Was macht man denn, wenn es wirklich im Leben etwas gravierendes vorkommt, dass jeder Trost nutzlos zu sein scheint?
Ich denke mir dann, mein Glaube ist noch wahrscheinlich zu schwach als, dass ich das Negative im Leben als eine Bürde und nicht als ein Segen Gottes sehe. Ein Segen Gottes liegt darin, dass ich mit schwierigen Situationen konfrotniert werde. Diese Situationen sind mir als eine Prüfung und als eine Chance zum geistigen Wachstum, zur Übung in der Gottes- und in der Nächstenliebe gegeben.

Es heißt - "nimmt dein Kreuz auf sich". Aus diesen Worten geht es schon hervor, dass wir hier auf der Erde sind, um uns zu beweisen, dass wir Gotteskinder sind. Denn "Was nützt einem Menschen, wenn er die ganze Welt gewinnt und sein Leben einbüßt?" Der geistige Wachstum ist der Kern unserer Zufriedenheit auf der Erde, da wir nun hoffen können, dass wir von Gott danach nicht verleugnet werden.

"..verleugne sich selbst" - wie ist dies gemeint? Wir sollen unseren Nächsten, wie sich selbst doch lieben. Verleugnen wir dann auch unseren Nächsten?
Wir nehmen ihn so an, wie wir es uns wünschen angenommen zu werden. Wir urteilen über unsere Mitmenschen genau so, wie wir mit uns selbst urteilen würden und sind unseren Nächsten gegenüber oft geduldiger und liebevoller als zu uns selbst. Jesus hat uns dieses Verhalten an seinem eigenen Beispiel gezeigt.

Freitag, 23. November 2012


1 Mose 37, 1-11

Ich stehe zu dir, auch da, wo ich befürchte, dass darüber gelacht oder ich dafür belächelt werden kann...

Mein Gott, das ist vielleicht unsere Situation. Aber für Glaubende gab es und gibt es andere Umstände. Da geht es nicht um die Bedrohung des Selbstwerts sondern um die Bedrohung des Lebens.

"Verkünde den Menschen die Botschaft Gottes", hieß es im letzten Abschnitt, "gleichgültig, ob es ihnen passt oder nicht!"

Manchen passt es ganz und gar nicht. Dafür stehen viele Geschichten in der Bibel. Eine ganz besondere dieser Geschichten ist die von Josef. Wir begeben uns an dieser Stelle also wieder ins Alte Testament, begleiten den Sohn Jakobs.

Die Liebe der Eltern, das haben vor Josef und seinen Brüdern schon andere in Geschichten der Bibel erfahren, ist eigentlich niemals gleich unter ihnen aufgeteilt. Schon bei Kain und Abel war das so. Und den Reaktionen sind wir schon begegnet: Eifersucht, Neid, Hass.

Aber diese Geschichte geht gleich zu Beginn ein Stück weiter. Josef wird nicht nur dafür gehasst, weil er mehr Liebe erfährt. Seine Brüder und später auch Jakob sind erzürnt wegen seiner Träume. Botschaften von Gott, wie sich herausstellen wird. Aber keiner erkennt dies - auch Josef selbst nicht. Es ist die Wahrheit, die er in seinen Träumen sieht und er ist mutig und verkündet sie.

Aber sie passen denen nicht, die mit ihm leben. "Du willst wohl noch König werden und über uns herrschen?", rufen seine Brüder als sie ihn über einen Traum reden hören, in dem sich die Garben der Brüder vor der Garbe Josefs verneigen.

"Meinst wohl, du bist was Besseres, wie?!"

"Ich und deine Mutter und deine Brüder, wir alle sollen uns vor dir niederwerfen?", fährt ihn sein Vater an.

"Was denkst du, wer du bist?!"

2 Timotheus

"Der Anfang eines Streites ist wie eine Sickerstelle in einem Damm: du musst beizeiten eingreifen, ehe es zur Katastrophe kommt", hieß es in der letzten Passage.

In diesem Brief des Apostels Paulus an seinen Sohn Timotheus, den er scheinbar vor einiger Zeit damit beauftragt hat, sich um eine der Gemeinden zu kümmern. Es ist der zweite Brief, und die Stimmung in diesem Brief ist sehr düster. Vieles scheint passiert zu sein: Streit zwischen den Gemeindemitgliedern, Abwendungen vom Glauben, Zerrissenheiten, Spaltungen...

"Lass die Gabe wieder aufleben, die Gottes Geist in dich gelegt hat", schreibt Paulus. Offenbar verzweifelt Timotheus und spielt mit dem Gedanken, alles hinzuschmeißen.

Wie ist unsere Zeit? Die Kirchen leeren sich. Die Menschen können mit den Texten der Bibel, mit den Botschaften nicht mehr viel anfangen. Wie viele glauben noch? Wie halte ich als Christ an meinem Glauben fest? Stehe ich nur privat zu ihm oder zeige ich das auch ganz öffentlich - auch in Kontexten, wo ich befürchte, dass darüber gelacht oder ich dafür belächelt werden kann?

Es geht hier um das Thema Treue. Zu Jesus stehen. Zu meinem Glauben stehen. Trotz allem, was um mich herum geschieht. Nicht alle Antworten auf substantielle, lebenswichtige Fragen zu kennen. Und trotzdem zu zeigen, dass ich diesen Weg gehe, weil ich ihn für richtig halte, weil ich daran glaube.

"Wenn wir aber nicht zu ihm halten, wird er auch nicht zu uns halten", steht dort geschrieben. Und weiter: "Und doch bleibt er treu, auch wenn wir ihm untreu sind, denn er kann sich selbst nicht untreu werden."

Ich verstehe das so: Wenn wir uns ihm nicht anvertrauen und glauben, dann kann er uns nicht leiten. Wenn wir ihn nicht in unser Herz lassen, dann kann es uns nicht den Weg weisen, den er für uns gedacht hat. Aber das Versprechen zählt, und das Geschenk der Freiheit wird nicht genommen, auch wenn wir untreu sind oder uns anders entscheiden. Das Angebot steht. Und auch das Versprechen, keine Angst haben zu brauchen.

"Verkünde den Menschen die Botschaft Gottes, gleichgültig, ob es ihnen passt oder nicht! Rede ihnen ins Gewissen, weise sie zurecht und ermutige sie! Werde nicht müde, ihnen den rechten Weg zu zeigen!"

Das klingt nach Missionaren, nach Bibel und Schwert. Aber gemeint ist etwas anderes:

"Vielleicht gibt Gott ihnen die Gelegenheit zur Umkehr und lässt sie zur Besinnung kommen, sodass sie die Wahrheit erkennen."

Und um es noch einmal mit den Worten aus dem Johannes-Evangelium abzurunden: "Und die Wahrheit wird sie frei machen."

Montag, 19. November 2012


Sprichwörter 17, 14

"Der Anfang eines Streites ist wie eine Sickerstelle in einem Damm: du musst beizeiten eingreifen, ehe es zur Katastrophe kommt."

Auch dies kann man mit Salomo in Verbindung bringen. Vielleicht hätte er merken müssen, dass er sich immer mehr von Gott entfernte, je länger er König war. Die Verantwortung für sein eigens Handeln abgab, weil er ja das Herz, das er sich gewünscht hatte, von Gott bekommen hatte.

Dann kann ja nichts mehr schief gehen. Das ist doch der Gutschein. Geschafft. Und jetzt ist alles gut, jetzt lass ich alles laufen...

Nein. So eben gerade nicht. Die Freiheit ist sehr mächtig. Vielleicht sehr groß, vielleicht zu groß, vielleicht eine große Verantwortung, eine Überforderung (wie es der Großinquisitor in Dostojewskis Die Brüder Karamasow sagt)...

Sie kann mich zu Gott führen - und auch von ihm fort. Das entscheide ich wohl selbst.

Aber sie ist und bleibt das große Geschenk an uns.

Sprichwörter 1, 1-7 + 3, 13-16 + 12, 19 + 14,15

"Den Herrn ernst nehmen ist der Anfang aller Erkenntnis. Wer ihn missachtet, verachtet auch Weisheit und Lebensklugheit."

"Wie glücklich ist der Mensch, der die Weisheit gefunden und Erkenntnis erlangt hat."

"Wahrheit besteht für immer, Lüge nur einen Augenblick."

"Ein Grünschnabel glaubt alles, was man ihm sagt; der Erfahrene prüft es, bevor er handelt."

Es geht um Weisheit. Es geht um das Erkennen von Wahrheit, das Prüfen. Es geht um einen denkenden, entscheidenden Menschen.

Dies sind Salomos Sprüche. Sie klingen richtig, sie klingen klug und weise.
Und doch ist Salomo gescheitert.

An dieser Stelle lohnt es sich noch eine andere Bibelstelle heranzuziehen, die sich mit dem Thema Wahrheit beschäftigt. Mit der Wahrheit, um die es uns an den letzten Bibelabenden ging...

"Wenn ihr bei dem bleibt, was ich euch gesagt habe, und euer Leben darauf gründet, seid ihr wirklich meine Jünger. Dann werdet ihr die Wahrheit erkennen und die Wahrheit wird euch frei machen." (Johannes 8, 31-32)

Auch hier geht es um eine Orientierung an etwas, sein Leben auf eine Wahrheit aufzubauen. So, wie Salomo es doch auch wollte. E wollte ein Herz, das den Willen Gottes kennt und das es ihm erlaubt, nach seinem Willen zu leben und Gott genüge zu tun.

Aber vielleicht ist die Wahrheit, dass wir eben gerade nicht gebunden sind sondern frei. Nicht gesetzlos aber selbstverantwortlich. Es gibt keine Checkliste. Keinen Gutschein. Nur das Geschenk der Freiheit, selbst zu entscheiden.

Manch einer würde es vielleicht Willensfreiheit nennen. Das regt zu Diskussionen an. Vielleicht auch bald an einem Bibelabend...

Sonntag, 11. November 2012


Römer 8, 11-22

In Ergänzung zum letzten Abschnitt, unterstreicht dieser Abschnitt aus dem Römerbrief noch einmal das Fazit: Freiheit im Handeln durch Hoffnung statt Angst.

Ja, alles begann irgendwie mit dem Sündenfall. Aber halt: Eigentlich begann doch alles viel früher. Nicht die Sünde sondern das Vertrauen kam zuerst. Wir sind Gottes Kinder, und als seine Kinder besitzen wir den Geist, den er für uns bestimmt hat. Keine Roboter sind wir sondern denkende, entscheidende und daher auch irrende Wesen.

"Der Geist, den Gott euch gegeben hat, ist ja nicht ein Sklavengeist, sodass ihr wie früher in Angst leben müsst."

"Mehr noch: Der Geist, der in euch lebt, ist ja der Geist dessen, der Jesus vom Tod auferweckt hat. (...) So macht sein Geist uns im Inneren gewiss, dass wir Kinder Gottes sind. Wenn wir aber Kinder sind, dann sind wir auch Erben, und das heißt: wir bekommen teil am unvergänglichen Leben des Vater. (...) Wir wir mit Christus leiden, sollen wir auch seine Herrlichkeit mit ihm teilen."

Mit diesem Einschub will ich nun noch einmal einen Blick auf das Schicksal des großen Königs Salomo werfen...

Freitag, 9. November 2012


Galater 5, 1-15

Freiheit. Um diesen Begriff ging es am letzten Bibelabend. Dieser Eintrag unterbricht zwar den Leseplan mit einem Bezug zu diesem Abend und diesem Thema. Aber ich glaube, diese Passage aus dem Galaterbrief sowie die nächste Passage aus dem Römerbrief stellen eine schöne Verbindung zur nächsten Stelle im Leseplan her...

"Christus hat uns befreit; er will, dass wir jetzt auch frei bleiben." Paulus spricht mit der Gemeinde, die große Schwierigkeiten mit dieser Freiheit, die Jesus hinterließ, umzugehen. Für die einen bedeutet Freiheit, alles machen zu können ("jeden Tag mit Wonne sündigen" ohne Gottes Zusage auf Spiel zu setzen) - für die anderen  bedeutet Freiheit einfach Orientierungslosigkeit. Was darf ich denn nun tun in meiner Freiheit? Dann doch lieber wieder zurück zu den in Stein gemeißelten Geboten. Da weiß man, was man hat. Für diesen Bund mit Gott steht symbolisch die Beschneidung.

Paulus entgegnet: "Wenn ihr euch beschneiden lasst, dann wird Christus und alles, was er gebracht hat, für euch nutzlos sein. (...) Er verpflichtet sich damit, das ganze Gesetz zu befolgen. Wenn ihr wirklich vor Gott als gerecht bestehen wollt, indem ihr das Gesetz befolgt, habt ihr euch von Christus losgesagt und die Gnade vertan."

Was sollen Paulus' Worte bedeuten? Was meint er mit dem "ganzen" Gesetz? Gibt es ein halbes Gesetz?

Wir sahen es im letzten Abschnitt. Der auserwählte König Salomo, der sich von Gott nicht mehr wünschte als ein Herz, das ihm gehorcht, der das Gesetz Gottes also im Herzen trug, scheiterte. Es geht also in der Tat um einen ganz neuen Bund, den Jesus mit seinem Leben und seinen Tod möglich gemacht hat und der eben genau die Freiheit bedeutet, um die es Paulus geht. Die Einhaltung des Gesetzes als Weg zu Gott, als Checkliste ist fort. Dafür haben wir die Freiheit geschenkt bekommen - eine Last?!

"Wo Menschen mit Jesus Christus verbunden sind, zählt nicht, ob jemand beschnitten ist oder nicht. Es zählt nur der vertrauende Glaube, der sich in tätiger Liebe auswirkt. (...) Wir setzen alles auf Glauben und Vertrauen (in Gott), und so erwarten wir das Ziel, auf das wir hoffen dürfen: dass wir vor Gott als gerecht bestehen und das Heil erlangen werden."

Ich vertraue Gott, dass er - komme was wolle - seine Zusage mir gegenüber einhält, das ist mein Glaube, den mir Jesus vorgelebt hat, sein festes Vertrauen in seinen Gott, dass ich schon jetzt gerettet, geliebt bin, und genau das gibt mir die Freiheit für mein Handeln, löst die Fesseln, die mir die Gesetze umlegen, wenn ich denke, dass auch nur die kleinste Verfehlung in meinem Leben, das mich jeden Tag, Stunde um Stunde vor Entscheidungen stellt, in denen ich falsch liegen kann, dass diese Verfehlungen die Zusage Gottes anulieren. Denn auch wenn ich weiß, dass ich fehlen kann, in allem, was ich tue, handele ich, wenn ich vertraue und glaube, stets in Liebe. Und dann habe ich auch keine Angst, dass ich vor Gott nicht gerecht sein werde, wenn ich vor seinen Richterstuhl trete.

"... missbraucht eure Freiheit nicht als Freibrief zur Befriedigung eurer selbstsüchtigen Wünsche, sondern dient einander in Liebe."

Oder wie Luther es ausdrückte: "Ein Christenmensch ist ein freier Herr über alle Dinge und niemandem untertan. Ein Christenmensch ist ein dienstbarer Knecht aller Dinge und jedermann untertan."

Und so gibt es doch das ganze Gesetz (natürlich), und es "ist erfüllt, wenn dieses eine Gebot befolgt wird: Liebe deinen Mitmenschen wie dich selbst."

So einfach klingt es. Und ist doch die Aufgabe deines Lebens. Lebe es so und sei gewiss, dass Gott dich schon lange angenommen hat.

Samstag, 6. Oktober 2012


1 Könige 11

Salomo scheitert. Die Beziehung zu Gott zerbricht. Wie konnte das nur geschehen?

Zunächst sieht alles ganz wunderbar aus. Salomo baut Gott in seinem vierten Regierungsjahr einen Tempel, in den auch die Bundeslade mit den zehn Geboten gebracht wird (1 Könige 6 und 8). Salomo dankt Gott dafür, dass er Wort gehalten hat und seinem Volk Israel ein Land geschenkt hat, in dem es in Frieden leben kann (1 Könige 8, 56). Und er bittet Gott, dass er auch seine andere Zusage erfülle: dass stets einer aus der Familie Davids auf dem Thron Israels sitzen wird, wenn, ja wenn... genau das ist es, was die Gerechtigkeit im Alten Testament ausmacht, die andere Waagschale: wenn seine Nachkommen dir nur genauso treu dienen wie David (1 Könige 8, 25). Daher erbittet er auch für sein Volk, was ihm zuteil wurde: "Er schenke uns ein Herz, das ihm gehorsam ist, damit wir immer nach den Geboten und Weisungen leben, die er unseren Vorfahren gegeben hat." (1 Könige 8, 58).

Soweit klingt die Geschichte wirklich ganz wunderbar. Aber es wird nicht funktionieren. Was passiert? Was wird ihm zum Verhängnis?

Er bricht das Gebot Gottes, keine anderen Götter anzubeten. Der Herr zeigt sich zornig, genau so steht es da: zornig auf Salomo und sagt: "Du hast meinen Bund gebrochen und meine Weisungen nicht befolgt. Darum werde ich dir das Königtum wegnehmen." (1 Könige 11, 11)

Auch Salomo, der Gottes Gerechtigkeit in seinem Herzen trug, scheitert vor Gott und seinen Gesetzen. Ist es zu schwer für einen Menschen, die andere Waagschale zu füllen, indem er immer nach den Geboten und Weisungen lebt, die Gott den Menschen einst gab? Hat hier die Idee einer neuen Gerechtigkeit ihren Ursprung? Eine Gerechtigkeit, die nicht ein Handeln in Beliebigkeit meint. Aber die eine Freiheit erfordert...

Freitag, 5. Oktober 2012


1 Könige 3, 16-28

Dies ist das berühmte Beispiel für die Weisheit Salomos, um die er Gott gebeten hat und die dieser ihm gab, um das Volk Israel zu regieren.

Wie entscheide ich, wer die wahre Mutter eines Kindes ist, wenn zwei Frauen behaupten, die Mutter zu sein? - Die wahre Mutter würde ihr Kind bewahren wollen während es der Lügnerin nur um den Zuspruch des Kindes geht. Als er befiehlt, man möge das Kind zerteilen und jeder Frau ihren Teil geben, verzichtet die wahre Mutter zum Wohl ihres Kindes.

Was ist an diesem Urteil besonders? Warum ist es gerecht und nicht einfach listig zu nennen? Und was sagt es mir über die Person aus, in deren Tradition Jesus Christus als legitimier Nachfolger steht?

Salomos Wunsch war es, mit seinem Herzen gerechte Urteile sprechen zu können. Gerechtigkeit. Was war das noch einmal? Wir sprachen über die Bedeutungen dieses Wortes im Alten und Neuen Testament. Gerechtigkeit im Sinne des Alten Testaments (in dem dieser Text zu finden ist) bedeutet das Gleichgewicht von zwei Waagschalen: In die eine Waagschale legt Gott alles, was wir brauchen und in die anderer Waagschale legen wir das Befolgen der Gebote Gottes. Im Neuen Testament wird Gerechtigkeit anders verstanden: Gerechtigkeit ist ein Geschenk Gottes, das wir wie ein Kind annehmen sollen, der Glaube an Jesus Christus und somit an die Zusage Gottes, das Lebendige. Und durch dieses Geschenk und der inneren Dankbarkeit dafür, dem gewandelten Herz folgend im Sinne Gottes handeln.

Salomo bat um dieses gewandelte Herz. Und er handelt mit diesem gerecht. Er fällt ein gerechtes Urteil, denn er handelt zugunsten des Lebens und der Beziehung zwischen dem Kind und seiner Mutter, deren Mutterliebe das Kind vor dem Tod bewahrt. Es geht hier nicht um eine Entscheidung gegen den Eigensinn der anderen Frau sondern um eine Entscheidung zugunsten des Lebens und der Liebe.

Es ist die Beziehung zwischen Gott und Salomo, die sich auf die Beziehung Salomos zu seinem Volk überträgt, indem Gott seinen Willen in das Herz Salomos legt. Klingt schön.

Donnerstag, 4. Oktober 2012



1 Könige 3, 1-15

Es geht also um das Thema Herrschaft, und es geht weiter um das Thema Verantwortung und die Frage, warum Jesus als Sohn Davids bezeichnet wird, als rechtmäßiger König der Juden. Es geht um Salomo. Der junge König fragt seinen Gott:

"Herr, mein Gott! Ich noch viel zu unerfahren und fühle mich dieser Aufgabe nicht gewachsen. Und doch hast du mir das Volk anvertraut, das du dir erwählt hast, und ich trage die Verantwortung für so viele Menschen, die niemand zählen kann. Darum schenke mir ein Herz, das auf deine Weisungen hört, damit ich dein Volk leiten und gerechtes Urteil sprechen kann. Wie kann ich sonst dieses große Volk regieren?"


Salomo bittet seinen König um Rat. Mehr noch: Er weiß um seine Verantwortung für sein Volk, denn er weiß, dass es das Volk ist, das Gott auserwählt hat. Und um dieses Volk leiten zu können, Gerechtigkeit walten zu lassen, bittet er...


... nicht um langes Leben ...
... nicht um Reichtum ...
... nicht den Tod seiner Feinde ...

... sondern er bittet er um Einsicht, darum, dass sein Herz erfüllt ist von Gottes Gesetz. Ist es nicht das, worum es auch Jesus geht bzw. gehen wird?!

Montag, 1. Oktober 2012

1 Könige 2, 1-4, 10-12


Im Matthäus- und im Lukasevangelium werden zwar unterschiedliche Stammbäume Jesu beschrieben. Aber beide stellen heraus, dass Jesus dem Hause Davids entstammt. Damit wird er rechtmäßig als Nachfolger des "Königs der Juden" bezeichnet. Gleichzeitig wird diese Bezeichnung aber auch zum Anklagepunkt, der zur Verurteilung Jesu führt: König der Juden. Es wird als Inschrift am Kreuz zu lesen sein.

Hier also geht der Leseplan an diesen Ursprung zurück. Aber im Zentrum dieses Rückblicks geht es gar nicht um David sondern um seinen Sohn Salomo. Über ihn wird hier gesagt, dass er "die Herrschaft fest in der Hand" hatte.

Es geht also erneut um das Thema Macht und Herrschaft.

Samstag, 29. September 2012


Markus 10, 46 - 52

Eine Wunderheilung. Die letzte Szene des Markusevangeliums, das in diesem Leseplan sehr zentral gewesen ist. Und hier in dieser Szene geschieht etwas, das eine direkte Verbindung zum Alten Testament herstellt. Nicht allein weil die Szene in Jericho spielt, eine Stadt, die im Alten Testament von den Israeliten mit Gottes Hilfe zerstört wird. Sondern auch, weil ein Blinder nach Jesus ruft und geheilt wird. „Jesus, Sohn Davids! Hab Erbarmen mit mir!“ Warum diese Verbindung? Was hat dieser Gott, der im Grunde als eine „Waffe der Israeliten“ beschrieben wird, mit dem Gott zu tun, den Jesus in Kenntnis des Alten Testaments in ihm sah, den Gott der Liebe, des Vertrauens, des Zuspruchs und der neuen Welt? Was hat es mit der Herkunft Jesu auf sich („Sohn Davids“).

Bis zu diesem Punkt des Leseplans fehlt mir noch immer diese eine Verbindung. Jesus kannte das Alte Testament. Wie kam er auf diesem Hintergrund auf diese vielen wunderbaren Gedanken? Welche Gemeinsamkeiten gibt es zwischen beiden Gottesbildern?

Ich freue mich auf die weiteren Passagen des Leseplans und die Abende mit meinem „Haufen am Montag“...

Markus 10, 35 - 45; Bonhoeffer über das Gewissen

Die Jünger um Jesus sind verwirrt. "Also, wenn wir alles stehen und liegen lassen und dir folgen, dir glauben, dir vertrauen, dann... werden wir also belohnt und das ewige Leben erlangen... Geht da nicht noch was?", denken sich Jakobus und Johannes und bitten Jesus: "Wir möchten, dass du uns rechts und links neben dir sitzen lässt, wenn du deine Herrschaft angetreten hast."

Macht. Auch für uns ein schwieriges Wort, das mit unangenehmen Gefühlen verbunden ist, weil wir schnell an den Missbrauch von Macht denken. Was bedeutet es, wenn Jesus seine Herrschaft antritt? Was ist seine Macht? 

Und natürlich stehen auch die anderen Jünger sofort zur Stelle und ärgern sich über die Bitte, die Jakobus und Johannes an Jesus gerichtet haben, wahrscheinlich, weil sie befürchten, dass sie zu kurz kommen könnten. Ihnen ein Stück vom Kuchen verloren gehen könnte.

Und die Antwort, die Jesus all seinen Jüngern gibt ist: "Wer von euch groß sein will, soll euer Diener sein, und wer der erste sein will, soll allen anderen Sklavendienste leisten."

Dieses Thema wird uns auch am kommenden Bibelabend beschäftigen, an dem ich leider nicht dort sein werde. Grundlage werden zwei Texte von Bonhoeffer sein, auf die ich hier passenderweise eingehen möchte.

In dem ersten Text definiert Bonhoeffer das Gewissen als ein Streben der menschlichen Existenz nach Einheit mit sich selbst. Wir haben am letzten Bibelabend an unserem Tisch ein ganz ähnliches Gesprächsthema gehabt: sich mit sich selbst lebendig fühlen, mit sich selbst warm sein. Darum geht es auch hier, wenn Bonhoeffer vom Gewissen spricht.

Aber was bedeutet das inhaltlich, vor allem, wenn es um das Leben und das Gewissen eines Christen geht. Ganz allgemein bedeutet dies wohl zunächst, dass ich mit meiner eigenen Autonomie (in diesem Zusammenhang wird übrigens spannenderweise Adam und der Sündenfall als Ursprung genannt) versuche, mich vor mir selbst (vor den anderen Menschen aber auch vor Gott) zu rechtfertigen indem ich mich an ein selbstgefundenes Gesetz orientiere.



An dieser Stelle lassen sich nun gut die theoretischen Überlegungen eines wichtigen Entwicklungspsychologen einbinden. Lawrence Kohlberg beschreibt die moralische Entwicklung über die Lebensspanne wie folgt: Zunächst mögen es Autoritäten sein, die mir als Kind eine Richtung geben und deren Regeln ich (aus Angst vor Bestrafung) einhalte. Später sind es individuelle Beziehungen, die mich leiten, dann gesellschaftliche Konventionen (die Einhaltung von Gesetzen zum Erhalt der gesellschaftlichen Ordnung). Erst in der nächsten Entwicklungsstufe geht es darum, eigene moralische, ethische Prinzipien als Orientierungspunkt zu wählen, die durchaus mit den gesellschaftlichen Konventionen in Konflikt geraten können, wenn diese überwunden werden.

Von einer solchen Überwindung spricht auch Bonhoeffer, wenn er von Kants Prinzip der Wahrhaftigkeit schreibt, die der Verantwortung im Sinne der Nächstenliebe in grotesker Weise entgegenstehen kann. Beispielsweise, wenn ich einem in mein Haus eindringenden Mörder das Versteck meines Freundes in meinem Haus verraten muss, um Wahrhaftig zu bleiben ("Du sollst nichts Unwahres über deine Mitmenschen sagen!"). Was für ein Unsinn!

Bonhoeffer beschreibt nun, dass das natürliche Gewissen durch den Glauben an Jesus Christus zu einem Gewissen wird, das befreit ist: befreit von der Angst (s.o.) und befreit von dem Gesetz (s.o.) und ersetzt durch den lebendigen Gott und den lebendigen Menschen. Das ist dann das Ziel und der Ursprung des Gewissens in Christus. Und aus diesem ergibt sich die Verantwortung für den Nächsten, aus der heraus ich auch manchmal Schuld auf mich laden muss. Aber dies immer im Vertrauen auf das Geschenk und die Zusage Gottes.

Das bedeutet nach Bonhoeffer Gewissen und Verantwortung in Jesus Christus. Hierzu passt eben dann auch das, was ich an einem der letzten Abende erzählt habe: Ein Mann tritt nach seinem Leben vor Gott und zeigt ihm seine reinen Hände und Gott sagt: "Diese Hände sind nicht rein sondern leer. Du hast dich nie engagiert, dir nie die Hände schmutzig gemacht, dich nie eingesetzt. So war es nicht gemeint."

Sonntag, 23. September 2012

Markus 10, 17 - 27

Die Gebote. Hier werden sie wieder angesprochen. Und oft schon habe ich gesagt, dass Jesus die Gebote genommen hat und Ulrike entgegnete dann: "Nein, er hat sie nicht genommen. Er hat sie erfüllt oder: Er ist gekommen, um die Gebote zu erfüllen."

Sicher: Jesus nahm den Menschen nicht die Gebote. Ich meinte damit, dass er den Menschen die Möglichkeit nahm, quasi anhand einer Checkliste abzuhaken, was sie alles erfüllt haben, um Gott zu gefallen. So funktioniert es nicht.

Und hier fragt ihn ein Mann: "Was muss ich tun, um das ewige Leben zu bekommen?"

Jesus könnte antworten (so wie er es in dem Abschnitt zuvor betont hat): "Sei wie ein Kind und empfange das Geschenk Gottes."

Aber Jesus sagt: "Seine Gebote kennst du doch." Und er zählt ihm einige der Gebote auf. Hierbei fällt mir sofort auf, dass er die Liebe zu Gott und zu seinen Nächsten (die er doch als die wesentlichen Gebote sieht) nicht erwähnt.

Und der Mann sagt (so wie es Menschen damals vielleicht eben sagen konnten, weil sie mit einem Blick auf ihre "Checkliste" sahen): "Diese Gebote habe ich von Jugend an alle befolgt." Hallo, Sohn, der du zuhause geblieben bist und dich stets an die Gebote gehalten hast. Ja, hier fällt mir doch der Bruder des verlorenen Sohns ein, für den kein Fest gefeiert wird. Ich dachte, weil er bereits gerettet ist und nun die Rettung seines Bruders feiern kann.

Aber Jesus sagt: "Eines fehlt dir: Geh, verkauf alles, was du hast, und gib das Geld den Armen, so wirst du bei Gott einen unverlierbaren Besitz haben. Und dann komm und folge mir." Und der Mann ist enttäuscht, er geht traurig weg, denn er hat viel Besitz. Zu diesem Opfer ist er nicht bereit.

Man fragt sich fast: "Hört das denn nie auf?! Was kommt denn noch?" Vielleicht hat dieser Mann sich doch sein Leben lang abgerackert und hat gespart, sich nichts gegönnt, weil er vielleicht für die Zukunft seiner Familie sorgen wollte. Es kann doch nicht sein, dass Jesus hier von einem solchen Mann erwartet, dass er nun alles an die Armen abgibt, die sicherlich vielleicht auch versucht haben, ihr Leben in den Griff zu kriegen und für sich und ihre Familie zu sorgen. Klar. Wir sprachen doch letztens noch im Kurs über das Thema Sozialstaat und was für eine Errungenschaft dies ist.

Aber geht diese Forderung nicht zu weit. Jesus sagt: "Wie schwer haben es doch die Besitzenden, in die neue Welt zu kommen." Heißt im Klartext: Sie können schon aber leicht wird es für diese nicht. Und dann folgt das berühmte Nadelöhr-Zitat.

Zurecht fragen also die Jünger völlig außer sich: "Wer kann dann überhaupt gerettet werden?"

Und der Abschnitt endet mit einer Antwort Jesu, die zunächst verwirrt aber dennoch Klärung schafft: "Wenn es auf die Menschen ankommt, ist es unmöglich, aber nicht, wenn es auf Gott ankommt. Für Gott ist alles möglich."

Für Gott ist alles möglich. Alle können gerettet werden. Natürlich. Menschen denken, dass dies nicht möglich ist. Es kann doch nicht Gerechtigkeit sein, wenn ein böser Mensch ("der verlorene Sohn") gerettet wird. Wir sind Menschen und dieses Denken ist das unsere. Mit all seinen Beschränktheiten. Und es ist auch gar nicht unsere Aufgabe. Wir sind nicht die Richter, wir sind nicht die Gesetzeshüter. Ein jeder für sich tritt vor Gott. Ein jeder macht die Sache der eigenen Person und des eigenen Lebens mit Gott unter vier Augen ab. Das haben wir im Römerbrief gelesen.


Letztlich kommt es aber auf Gott an. Reichtum und das Klammern an Besitztum wird dir auf dem Weg zu Gottes neuer Welt im Weg stehen. Reichtum macht es dir schwierig, den Weg zu gehen. Du kannst ihn gehen. Aber deine Selbstsucht, die mit dem Reichtum kommen kann, ist eben nicht das, was dich rettet, dich das Geschenk Gottes annehmen lässt.

Jesus weist also darauf hin, dass im Reichtum die Gefahr des Egoisums, der Selbstsucht und des Eigensinns lauert.

Dienstag, 18. September 2012


Markus 8, 34-38; Römer 14, 1 - 15, 9

Es war wieder schön an unserem Bibelabend. Die Gespräche haben mich wieder einen ganzes Stück voran gebracht. Thema des Abends war ein Abschnitt aus dem Römerbrief, der sich gedanklich ganz wunderbar mit dieser Passage hier im Leseplan verknüpfen lässt.

Leben in Christus -wie lässt sich das verstehen?

"Wer mir folgen will, muss sich und seine Wünsche aufgeben, sein Kreuz auf sich nehmen und auf meinem Weg hinter mir hergehen. Denn wer sein Leben retten will, wird es verlieren. Aber wer sein Leben wegen mir und wegen der Guten Nachricht verliert, wird es retten" (Mk 8, 34-35).


Jesus lädt uns ein, das Leben in Christus zu führen, zu dem auch gehört, dass man sein ganz persönliches Kreuz auf sich nimmt und es (er)trägt, nicht das (ungeheuer schwere) Kreuz, das Jesus trug, sondern das Kreuz, das für unser ganz eigenes Leben gilt. Das auch schwer sein kann, weil es an einem ganz bestimmten Punkt unseres Lebens auf uns liegt oder weil wir es jeden Tag tragen und es durch diese dauernde Anwesenheit zur Last wird. Dabei kann es nicht darum gehen, dass wir uns das Kreuz suchen sollen. Jesus hat sein Kreuz auch nicht gesucht. Es wurde ihm auferlegt. Küng schreibt in seinem Buch, dass der Schmerz und das Leiden nichts erstrebenswertes ist und es falsch sei, wenn man "das Kreuz tragen" auf diese Weise versteht. Aber es geht darum, dass diesem Teil des Lebens die Furcht und Sinnlosigkeit genommen wird. Denn hier steht auch, dass dieser Weg, das Leben in Christus, auch bedeutet, dass man sein Leben retten wird.

Es heißt hier auch, dass man seine Wünsch aufgeben soll. Das klingt nicht gut. Träume sind Schäume, ja klar. Aber ich glaube nicht, dass hiermit etwas derartiges gemeint ist. Vielleicht eher Eigensinn und Selbstsucht. Wenn ich das auf diese Weise verstehe, dann fällt mir die Stelle aus dem Römerbrief ein, die uns am letzten Abend beschäftigt hat.

"Warum verurteilst du dann deinen Bruder oder deine Schwester? Und du, warum verachtest du sie? Wir werden alle einmal vor Gott stehen und von ihm gerichtet werden. In den Heiligen Schriften heißt es ja: »So gewiss ich, der Herr, lebe: Alle werden vor mir auf die Knie fallen, alle werden Gott die Ehre geben.« So wird also jeder Einzelne von uns sich für sein eigenes Tun verantworten müssen." (Römer 14, 10-12)

Der barmherzige, der gütige Gott, der seinen verlorenen Sohn feiert - dieses Bild stand in mir immer dem Bild Gottes auf dem Richterstuhl entgegen. Auch hier in diesem Brief von Paulus heißt es, dass dieser Richterstuhl wohl am Ende auf uns alle wartet. Aber dort können wir ohne Angst und ohne Zähneklappern auftauchen. Schon dann, wenn wir das Leben in Christus wahrhaftig gesucht haben. Vielleicht sind wir auch gescheitert, immer wieder gestürzt. So wie Petrus auch. Haben geweint, haben uns geschämt oder uns über andere geärgert. Aber letztlich haben wir immer den Weg gesucht.

Sich über andere ärgern, eigene Wünsche, d.h. Vorstellungen vom "richtigen" Leben in Christus oder andere Dinge (Wünsche, Ideen), die wir für besser und richtiger halten, als die Ideen und Wünsche anderer. Und die wir deswegen (mehr oder weniger stark) verurteilen. Über die wir uns stellen, die wir als schwach im Glauben und uns als stark im Glauben bezeichnen.

Hier wird dieses Verhalten ad absurdum geführt: "Gewiss, ich bin davon überzeugt und kann mich dafür auf Jesus, den Herrn, berufen: Es gibt nichts, was aus sich heraus unrein ist und deshalb nicht gegessen werden darf. Aber wenn jemand etwas für unrein hält, dann ist es für die betreffende Person tatsächlich unrein. Wenn du also deinen Bruder oder deine Schwester bloß wegen einer Speise in Verwirrung stürzt und im Glauben irremachst, dann lebst du nicht mehr in der Liebe." (Römer 14, 14-15)

All dies bedeutet: "Leben in Christus". Das Geschenk meines Lebens...

Sonntag, 16. September 2012


Markus 8, 31-33

Im Leseplan ist dies die letzte Stelle der Serie "Petrus", also einer Sammlung von Texten aus der Bibel, die sich dieser Person nähern, die einerseits als "liebster Jünger Jesu", als Vertraueter Jesu beschrieben und an anderen Stellen wieder als Verleugner Christi und als schwacher Mensch gezeichnet wird. Somit erscheint er durchaus als eine zwiespältige Figur, die trotz oder gerade aufgrund seiner Unvollkommenheit diesem Jesus sehr nahe steht.

Diese Stelle hier bildet nun also den Abschluss. Leider ist dieser Abschluss keiner, der Petrus in einem Licht stehen lässt, das Mut macht. Vielleicht sehe ich das aber auch zu negativ. "Geh weg", sagt Jesus hier zu Petrus, der ihm versucht auszureden, dass es Gottes Wille sei, dass Jesus leidet, getötet und wieder auferstehen werde. Jesus redet also zum ersten Mal Klartext mit seinen Jüngern. Bisher hat er mit ihnen nie offen darüber gesprochen. Und natürlich sind alle, inklusive Petrus, entsetzt. "Du musst dich irren, das kann nicht sein. Wir stehen zu dir. Das wird nicht passieren. Wir haben es doch in der Hand."

"Hinter mich an deinen Platz, du Satan", weist Jesus Petrus scharf zurecht. "Deine Gedanken stammen nicht von Gott, sie sind typisch menschlich."

Das sind sie wohl. Er vertraut hier vielleicht eher seiner eigenen Macht, diese bevorstehenden, furchtbaren Ereignisse abzuwenden. Es geht Jesus aber nicht darum, dass man seinen eigenen Fähigkeiten vertraut, nicht seiner eigenen Macht. Sondern darum auf Gottes Treue zu bauen und in diesem Glauben zu handeln.

Vielleicht merkt Jesus, dass er vor seinem Tod noch einmal klar und deutlich sagen muss, was es heißt, ihm zu folgen...

Samstag, 15. September 2012


Johannes 21, 15-19

Petrus hat am Ende Jesus dreimal verleugnet. Und darüber weinte Petrus sehr. Er hatte doch so viel Vertrauen gespürt. Nein, er hatte Jesus und sich selbst nichts vorgemacht: Er war doch voller Überzeugung. Und dann war Jesus gestorben. Allein und so grausam.

Doch Jesus zeigt sich noch einmal seinen Jüngern. Und nachdem sie gegessen haben spricht er mit seinem liebsten Jünger, Petrus, dem Felsen.

Und so, wie Petrus ihn verleugnete, so fragt Jesus ihn drei Mal: "Liebst du mich?" Und jedesmal antwortet Petrus ihm: "Ja, Herr, du weißt, dass ich dich liebe!" So zeigt er ihm, dass ihm längst vergeben ist, dass Jesus weiß, dass er sich nicht in ihm getäuscht hat.

Und dieses Vertrauen, seine Liebe zu Jesus und zu Gott, soll ihn leiten, soll ihm helfen, die Aufgaben zu erfüllen, die Jesus ihm aufträgt.

"Sorge für meine Lämmer! - Leite meine Schafe! - Sorge für meine Schafe!"

Aus seinem Vertrauen und aus seiner Liebe leiten sich dies wichtigen Grundsätze des Verhaltens und des Lebens ab, das in Jesu Sinne ist. Das gerecht ist.

"Du hast diesen Glauben, Petrus. Trage ihn in dir und sorge dich nicht um dich, sondern um die Menschen, die mir so wichtig sind." So hätte es Jesus vielleicht sagen können. So verstehe ich ihn hier.

Schwierigkeiten bereiten mir die Verse 18 und 19. Wovon spricht Jesus hier? Welchen Tod kündigt Jesus für Petrus an? Und warum?

Donnerstag, 13. September 2012


Markus 14, 27 - 34, 53 - 54, 66 - 72

Am Ende ist Petrus doch eben nur Mensch. Sein Vertrauen in Jesus verliert gegen die Angst in ihm. Trotzdem er Jesus versichert: "Und wenn ich mit dir sterben müsste, ich werde dich ganz bestimmt nicht verleugnen" tut er am Ende genau dies mit den Worten: "Gott soll mich strafen, wenn ich lüge! Ich kenne den Mann nicht, von dem ihr redet."

Gottes Strafe aber bleibt aus. Sein einziger Sohn wird sterben. Allein. Und Petrus wird mit seiner Lüge leben.

Ist das gerecht? Ist das Gottes Gerechtigkeit? Geht es hier um Gerechtigkeit?

Es ist eine schwierige Geschichte um diesen Mann, den Felsen. Er bleibt ein Mensch mit seinen Fehlern, seinen Zweifeln, seinen Ängsten und seinem am Ende noch immer mangelnden Vertrauen in Gottes Zusage, wie er sie von Jesus vernommen hat.

Ja, ich denke, wenn wir hier von dem Vertrauen lesen dann denken wir auch über Gottes Gerechtigkeit nach. Erinnern wir uns an das Alte Testament und den Gerechtigkeitsbegriff darin. Die Waagschalen, in die Gott mit seiner Zusage und wir mit unserer Einhaltung der göttlichen Gesetze etwas einbringen, damit ein Gleichgewicht, eine Gerechtigkeit entsteht.

Hier ist es Gottes Zusage, Gottes Geschenk, die wir wir mit offenen Händen empfangen und der wir Vertrauen schenken. Und dies ist in Jesu Sinne gerecht.

Ist es also ungerecht, dass Petrus hier versagt und sein Vertrauen nicht reicht?

Wahrscheinlich nicht, denn auch Petrus wird als verlorener Sohn mit weit geöffneten Armen empfangen werden. Gottes Strafe bleibt aus, weil Gott ihn liebt. Ihn auch jetzt willkommen heißt.

Das sagt uns eine ganze Menge darüber, was es heißt als Christ zu handeln...

Mittwoch, 12. September 2012


Matthäus 14, 22 - 33

Dies ist eine Stelle, die je öfter ich sie gelesen habe, immer mehr an Tiefe gewinnt (komisch, dass in dieser Geschichte tiefes Wasser eine wichtige Rolle spielt).

Es ist die Geschichte, in der Jesus über das Wasser geht und die bereits an einer früheren Stelle des Leseplans thematisiert worden ist (Mk 6, 45-52). Dort allerdings ist nur davon erzählt worden, dass Jesus über das Wasser ging - also um das Vertrauen der Jünger ringt. Hier nun erscheint dieses Wunder in einem anderen Licht.

Was ist anders?

Anders ist vor allem, dass die Jünger sich ängstigen als sie Jesus über das Wasser wandeln sehen, und Jesus ihnen sagt: "Fasst Mut!" Und Petrus sagt: "Herr, wenn du es bist, dann befiehl mir, auf dem Wasser zu dir zu kommen!" "Komm", sagt Jesus. Und Petrus steigt aus dem Boot und geht zu Jesus. Er vertraut ihm... bis, ja, bis er die Wellen sieht, die ihn ängstigen und er die Zuversicht, das Vertrauen verliert und sinkt. "Hilf mir, schreit er. Und sofort streckt Jesus die Hand aus, fasst ihn und rettet ihn.

Es erinnert mich an Daniel. Er bittet Gott in der Löwengrube um Hilfe. Und Gott greift ein und hilft. Auch Jesus tut dies. Aber er sagt zu Petrus: "Du hast zu wenig Vertrauen! Warum hast du gezweifelt?"

Was sagt uns das? Petrus geht ja über das Wasser. Sein Vertrauen in Gott (den Herrn, wie er Jesus nennt) reicht, um über das Wasser zu gehen. Er kann das Wunder ebenso wie Jesus vollbringen, indem er vertraut (so wie Jesus es tut). Aber die Zweifel werfen ihn letztlich zurück. Lassen ihn sinken.

Petrus schafft es von innen heraus. Nicht durch die Hilfe von außen. Das ist der Unterschied zu der Geschichte von David oder anderen Geschichten, in denen Gott eingreift. Es ist das innere Vertrauen, die Überzeugung, der Heilige Geist.

Sonntag, 9. September 2012


Lukas 5, 1 - 11

Etwas anders verläuft die erste Begegnung im Lukasevangelium. Man erfährt hier, dass Petrus ein Fischer war, der an dem Morgen, an dem er Jesus begegnet, von einer mühevollen Nacht auf dem Meer zurückgekehrt ist. Die Boote sind leer geblieben. Aber als er auf Jesus vertraut und erneut hinaus fährt, droht sein Boot unter der Last des Fischfangs zu kentern. Simon (Petrus) wirft sich vor Jesus nieder und bittet: "Herr, geh fort von mir! Ich bin ein sündiger Mensch!"

Simon aber fürchtet sich. Offenbar empfindet er dieses Ereignis als etwas, dass nur einem Sünder geschieht und nicht als Wunder. Er kann dieses Geschenk, das ihm gebracht wird, nicht als solches annehmen. Es ist wie wir gesagt haben: Es mit offenen Händen wie Kinder empfangen.

Aber Jesus sagt nicht zu ihm, dass er werden soll wie ein Kind. "Hab keine Angst", sagt er. "Von jetzt an wirt du Menschen fischen."

Für uns heute klingt es etwas seltsam. Nach Seelenfänger. Aber Jesus will hier wohl nur an Simons bisherige Tätigkeit als Fischer anknüpfen und gleichzeitig sagen, dass er in ihm seinen stärksten Vertrauten sieht. Denn trotz der Angst und der Zweifel, die Simon hat, sieht Jesus diese Zukunft in ihm. Sein Vertrauen.

Johannes 1, 40 - 42

Wer ist dieser Petrus? Was macht ihn so besonders? Und vielleicht ebenso wichtig und spannend: Wie kommt es dazu, dass eben dieser Petrus Jesus in dessen dunkelster Stunde verleugnen wird?

Als Jesus diesen Mann in dieser Erzählung zum allerersten Mal trifft, heißt er noch Simon. Und Jesus sagt zu ihm, dass er einst einen anderen Namen tragen wird: Petrus, der Fels. Jesus erkennt also in diesem Mann das Besondere, dass er ihm vertrauen können und dass er zu ihm stehen wird.

Markus 8, 27 - 30

Die Menschen zweifeln, sind unsicher: Wer ist dieser Jesus? Der auferstandene Täufer oder einer der alten Propheten? Also ein Mann aus der Vergangenheit?!

Einer ist anderer Meinung: Petrus. "Du bist Christus, der versprochene Retter." Ein Mann der Zukunft (!) also. Lernen wir in Petrus nun also einen Menschen kennen, der das von Jesus herbeigesehnte Vertrauen der Menschen in Jesu Botschaft von Gottes neuer Welt hat?

Samstag, 8. September 2012


Markus 6, 30 - 8, 26

Eine lange Passage, die hier folgt, und die zwei wichtige Themen behandelt, die in ihrem Zusammenspiel für mich gerade sehr zentral zeigen, worum es Jesus geht.

1. Jesus ringt um das Vertrauen den Jünger in ihn und seine Botschaft

Die vergangene Passage um den Tod von Johannes kündigt an, dass Jesus ebenfalls sterben wird. Er weiß es und er weiß auch, dass es jetzt darum geht, die Jünger auf die Zeit danach vorzubereiten ohne ihnen unmittelbar zu offenbaren, dass sein Tod bevorsteht. Vielleicht würden sie sich zu sehr fürchten. Aber man spürt, wie sehr er um die Bindung zu ihm bemüht ist, wie sehr er wünscht, dass durch sie und ihr Vertrauen, seine Botschaft und seine Gedanken und Überzeugungen bestehen bleiben und weiter getragen werden kann. Er braucht sie, die Zwölf. Er bewirkt Wunder (er sättigt mit wenig Nahrung mehrere Tausend Menschen, er geht über das Wasser, er heilt Kranke). Aber er spürt, dass ihnen noch immer die Einsicht fehlt.

"Versteht ihr immer noch nichts? Begreift ihr denn gar nichts? Seid ihr genauso verstockt, wie die anderen?" (Mk 8, 17)
Jesus heilt einen Blinden (Mk, 8, 22-26), und er fragt seine Jünger: "Ihr habt doch Augen, warum seht ihr nicht?" (Mk 8, 18)
Jesus heilt einen Taubstummen (Mk 7, 31-37), und er fragt seine Jünger: "Ihr habt doch Ohren, warum hört ihr nicht?" (Mk 8, 18)
"Begreift ihr denn immer noch nichts?" (Mk 8, 21)

Sie sollen sehen und hören, es mit ihren Sinnen aufnehmen und Vertrauen im Herzen gewinnen.


2. Jesus setzt sich mit den Pharisäern auseinander

Jesus erklärt mit aller Deutlichkeit, was es ist, was ihn an den Pharisäern stört und warum er seine Jünger auffordert, sich nicht an die Vorschriften, zu halten, die die Gesetzeslehrer aufgestellt haben: "Warum essen sie mit unreinen Händen?"

Und Jesus erklärt, dass es um ihr Herz geht. Dies ist entscheidend. Gottesdienst ist sinnlos, wenn er sich an den von Menschen gemachten oder ausgelegten Gesetzen Gottes orientiert.

Und er macht dies an der Frage der Pharisäer deutlich: Unrein wird ein Mensch nicht durch Dinge, die von außen kommen und die er in sich aufnimmt. Unrein bedeutet, dass etwas aus dem Herzen spricht, was Gottes Gesetzen widerspricht. Die Unreinheit kommt aus dem Inneren. Darum ist es das Herz, worum es Jesus geht.


Wenn man nun beide Themen zusammennimmt, dann ist man sehr nah bei dem, worum es im Kern geht. Habt Vertrauen in die Botschaft und pflanzt sie in euer Herz! Und jetzt denke ich an den Anfang von allem: Der Sündenfall. Die Schlange. Nicht sie war es, die den Menschen von außen verführt hat. Er selbst war es, der die Verführung zuließ bzw. seinem Wunsch nach Wissen nachgab und sich gegen das Gebot Gottes entschied.

Geht es Jesus also darum? Die Reinheit im Herzen des Menschen wieder herzustellen. Und der Weg dorthin ist das Vertrauen. In ihn und damit in Gott.

Freitag, 7. September 2012


Markus 6, 14 - 29

Ein schreckliches Zwischenspiel. Es geht um das Schicksal von Johannes dem Täufer, der Jesus taufte und (wir erinnern uns) zugegen war, als Gott sagte: "DU bist mein Sohn, dir gilt meine Liebe, dich habe ich erwählt" (Mk 1, 11). Und es war das Auftreten dieses Johannes des Täufers, das die Worte des Propheten Jesaja erfüllte: "Ich sende meinen Boten vor dir her, sagte Gott, damit er den Weg für dich bahnt" (Mk 1, 2).

Ein furchtbares Schicksal, das sich erfüllt, weil Stolz, Zorn und Eitelkeit der Menschen regieren...

König Herodes ist überzeugt, dass Johannes ein frommer und heiliger Mann ist. Dennoch lässt er ihn gefangen nehmen, weil er ihm vorhält, gegen Gottes Gesetze verstoßen zu haben. Herodes hat seinem eigenen Bruder die Frau weggenommen. Ihr Name ist Herodias und sie ist derart wütend auf Johannes, dass sie seinen Tod wünscht.
Und ihr Zorn, ihre Eitelkeit machen sie furchtbar listig: als ihre Tochter auf einem Fest für den König tanzt und dieser sie vor allen Gästen fragt, welchen Wunsch er ihr in diesem Moment erfüllen soll, sagt sie (mit den Worten ihrer Mutter Herodias): "Ich will, dass du mir den Kopf des Täufers Johannes überreichst."
Und sein Stolz, seine Eitelkeit machen ihn furchtbar schwach: er schickt den Henker und erfüllt ihren Wunsch. So stirbt Johannes.



Warum dieses Zwischenspiel? Warum erzählt Markus diese Episode an dieser Stelle? Denn sie wird im Folgenden nicht wieder aufgegriffen. Sie bleibt für sich stehen. Also was soll sie uns an dieser Stelle sagen.

Er ging Jesus voraus, bereitete seinen Weg und mit seinem Tod kündigt er auch den Tod Jesu an. Ist diese Parallele zu einfach? Vielleicht nicht, denn Markus leitet die Episode damit ein, dass sich nicht nur das Volk sondern auch Herodes selbst sich fragt, wer dieser Jesus ist und kommt zu der Überzeugung: "Es ist der, dem ich den Kopf abschlagen ließ und jetzt ist er vom Tod auferweckt worden." Damit kündigt sein Tod auch die Auferstehung an.

Ist das alles?

Donnerstag, 6. September 2012



Markus 6, 6b - 13


Jesus wirkt in seiner Aussendung der Jünger sehr entschlossen, fast zornig (ein Begriff, den man mit Jesus nicht unmittelbar in Beziehung setzen möchte). Er gibt seinen Jüngern die Aufgabe, die Menschen aufzufordern, ihr Leben zu ändern. Und er sagt: "Wenn ihr an einen Ort kommt, wo die Leute euch nicht aufnehmen und euch nicht anhören wollen, dann zieht sogleich weiter und schüttelt den Staub von den Füßen, damit sie gewarnt sind".

Gewarnt davor, dass ihnen Gottes neue Welt verschlossen bleiben wird, wenn sie nicht auf ihn hören? - Ganz offensichtlich. Es war Brauch, dass Juden, wenn sie in das Heilige Land zurückkehrten keine Verunreinigung einschleppen wollten und sich daher "den Staub von den Füßen schüttelten". Es ist deutlich: Hier soll diesen Menschen gesagt werden: "Euer Misstrauen bleibt als Staub bei euch. Diese Beziehung ist beendet. Ihr bleibt und wir gehen ohne euch in Gottes neue Welt."

Wie gesagt: Krasse Worte... Jesus ist es ernst damit.

Mittwoch, 5. September 2012


Markus 5 - 6, 6a

In diesem Abschnitt wird vielleicht etwas zum ersten Mal deutlich, was ich mich oft gefragt habe: Warum die Wunder? Warum die oftmals krassen Worte, die Jesus gebraucht, wenn er davon spricht, dass es auch einen Weg gibt, der nicht zu Gott führt?

Gestern im Glaubenskurs habe ich bereits erwähnt, dass er vielleicht nur so auf sich und damit auf Gottes neue Welt aufmerksam machen konnte.

Als zum ersten Mal das Markusevangelium im Leseplan auftauchte, wurde das erste Auftreten Jesu beschrieben. Beim zweiten Mal wurde von seinem Einzug in Jerusalem und seinem Sterben und Auferstehen erzählt. Jetzt wird zum letzten Mal auf das Markusevangelium eingegangen. Und dieses Mal wird die Zeit dazwischen thematisiert. Und es bleibt bei dem Thema von gestern: Vertrauen. Wie gewinnt Jesus das Vertrauen der Menschen? Wodurch schenken sie ihm Gehör?

Hier in diesem Abschnitt heilt Jesus einen psychisch kranken Mann und lässt ein Mädchen von den Toten auferstehen. Und die Menschen reagieren mit Furcht, sie fordern ihn auf, ihr Land zu verlassen, sind vor Entsetzen außer sich. Sie fragen sich: "Wo hat er das her? Was ist das für eine Weisheit, die ihm gegeben ist? Und erst die Wunder, die durch ihn geschehen?"

Sie wollen nichts von ihm wissen. Und er hat doch so viel zu erzählen. Und er wundert sich, das ihm die Leute in seinem Heimatort das Vertrauen verweigern. Sie kennen ihn ja. "Ist er nicht der Zimmermann, der Sohn von Maria?"

Jesus ahnt: So wird es nicht gehen. So, wie bisher, wird er sein Ziel nicht erreichen. Es bedarf eines anderen Vorgehens, damit man ihm und seinen Worten vertraut. Davon wird hier in diesem mittleren Teil des Markusevangeliums zu erzählen sein.

Ich freue mich darauf.
Markus 4, 35-41

Viel Zeit ist seit dem letzten Eintrag vergangen. Ich habe mich mit vielen anderen Dingen beschäftigt. Aber jetzt ist gestern Abend auch der Glaubenskurs wieder gestartet. Es war ein toller Abend, an dem wir begonnen haben, uns mit dem Thema "Vertrauen und Sorge" zu beschäftigen. Und wie es der Zufall will, ist genau dies ja auch das Thema, das im Zentrum dieses Abschnitts hier steht. Daher möchte ich hier meine Gedanken zu diesem Abschnitt mit denen verbinden, die den gestrigen Abend und auch noch den heutigen Tag begleiten.

Was haben die Jünger für eine Angst, dass das Schiff in dem Sturm untergehen könnte... Es steht ja schon unter Wasser. "Kümmert es dich nicht, dass wir untergehen?" fragen sie Jesus, der hinten im Boot eingeschlafen war. "Warum habt ihr solche Angst?" fragt sie Jesus. "Habt ihr denn immer noch kein Vertrauen?"

Man sieht hier, wie schwer dieser Schritt ist, der so einfach scheint. Auch das haben wir gestern an unserem Abend gespürt. Vertrauen heißt: Sorge dich nicht! Selbst die Jünger (und sie spiegeln ja uns), die ja an Jesus hängen und ihm geren folgen wollen, haben Zweifel, Sorge und Angst. Loslassen, um Halt zu finden. Es klingt so leicht, aber wie, wenn wir doch gewohnt sind, dass wir es selbst in die Hand nehmen. Wir als Schmied unseres Glücks. Gerade wir hier, in der westlichen Welt.

Gestern waren es zwei andere Bibelstellen, die uns beschäftigt haben, die aber an dieser Stelle zitiert sein sollen, weil sie meinen Gedanken hier ja auch zugrunde liegen.

Zum einen: Jesus und die Kinder (Mk 10, 13-16). Auch hier sind die Jünger "auf dem Holzweg", weil sie die vermeintlich "halben Menschen", die Kinder, fortschicken wollen. Jesus sagt aber: "Lasst die Kinder doch zu mir kommen und hindert sie nicht daran; denn für Menschen wie sie steht Gottes neue Welt offen. Ich versichere euch: Wer sich Gottes neue Welt nicht schenken lässt wie ein Kind, wird niemals hineinkommen."

Zwei Blicke auf diese Passage: Was für eine Chance! Ich muss nur die Hände aufhalten und bekomme dieses Geschenk. Ich muss es einfach nur zulassen, es geschehen lassen, mich beschenken lassen. Ganz ohne vorher etwas zu geben. Wo gibt es denn so etwas noch? - Aber halt: Wenn ich das nicht schaffe... was dann? Dann werde ich niemals hineinkomemn in Gottes neue Welt. Das war es dann...

Das kann mir Angst machen - das kann mir Hoffnung geben. Sorge und Vertrauen. Wir haben hier den Scheidweg vor uns. Scheinbar. Aber ich bin fest davon überzeugt - und das wird sich auf meinem weiteren Weg zeigen - dass dieser Gott barmherzig ist und dass Jesus mit diesen Worten vielleicht nur zeigen will: Das ist alles neu! Und es ist ein Wagnis! Und es ist eine große Forderung! Traut euch!!!

Zum anderen die zweite Passage: "Wer von Euch kann durch Sorgen sein Leben auch nur um einen Tag verlängern?" (Mt 6, 27) Wir wissen heute längst, dass Sorgen, das Stress genau das Gegenteil tun und unser Leben verkürzen. "Quält euch nicht mit den Gedanken an morgen; der morgige Tag wird für sich selber sorgen. Es genügt, dass jeder Tag seine eigene Last hat." (Mt 6, 34)

An alle hatte ich dazu in einer gestrigen E-Mail geschrieben: "Genau: Ein herrliches Wortspiel eigentlich, weil hier die Sorge darum, wer sich um morgen sorgen wird, abgegeben wird an den morgigen Tag. Es lohnt sich einfach nicht, sich mehr Probleme zu bereiten, über furchtbare Eventualitäten zu grübeln. Diese Zeit hier und jetzt bekommen wir nie wieder. Sie mit Sorgen zu nutzen nützt nichts - da sollten wir lieber für das ein oder andere sorgen oder Sorge tragen."

Was also sagen uns diese Passagen: Wer den Weg zu Gott sucht, der öffne seine Hände und lasse sich beschenken, der vetraue darauf, dass Gott weiß, was wichtig ist, uns das richtige Geschenk gibt, der sorge sich nicht sondern gehe voller Zuversicht in jeden kommenden Tag, nicht naiv, nicht ohne Plan, nicht gedankenlos sondern gedankenvoll und mutig. Wenn das einmal ist, dann ist der Kopf frei und die Grundlage für ein Handeln geschaffen, wie Jesus es sich von uns gewünscht hat. Dazu musste er vielleicht auch einmal Worte benutzen, die ängstigen können (so wie die Jünger auchg immer wieder geängstigt sind) aber die - ich bin ganz sicher - nur aufwecken wollen.

Donnerstag, 5. Juli 2012


Markus 4, 26-34

Die sich in diesem Abschnitt anschließenden Gleichnisse bleiben bei dem Bild des Bauern und seiner Saat. Beide Gleichnisse gehen aber über das hinaus, was in dem vorangegangenen Gleichnis thematisiert worden ist. Während in diesem der Schwerpunkt auf die unterschiedlichen Reaktionen der Menschen auf die Botschaft Gottes in den Mittelpunkt gestellt und damit die Schwierigkeiten und Beschwerlichkeiten der Überbringer der Botschaften (also den Jüngern/Aposteln) thematisiert werden, wird diesen Bauern (um es in der Sprache des Gleichnisses auszudrücken) nunmehr Mut gemacht. Jesus sagt: “Seid voller Mut. Verkündet die Botschaft und bleibt ihr treu! Wie auch immer man euch begegnen und eure Botschaft vom Reich Gottes empfangen wird: das Reich Gottes wird kommen. Und wo sie auf fruchtbaren Boden gefallen ist, wird es mehr als reiche Ernte geben. Seid unbesorgt.”

Und hier findet man dann auch das Gleichnis vom Senfkorn, von dem bereits in einem früheren Eintrag in diesem Blog von Ulrike (“Senf - würziger Dipp und Symbol für Gottes neues Reich” vom 14. April 2012) die Rede war. Dieser Eintrag ist über die Suchfunktion (Stichwort: Senfkorn) leicht zu finden.

Ich möchte diesem schönen Eintrag von Ulrike nur ein paar wenige Worte hinzufügen. Mit diesen Worten versucht Jesus seinen Jüngern, seinen “Bauern” Mut zum Säen des Samens zuzusprechen, wie sehr darauf zu vertrauen ist, auch wenn es ganz unscheinbar wirken mag. Ich finde das ganz wunderbar...

Sonntag, 1. Juli 2012


Markus 4, 1-20

Das ist sie also, die Botschaft. Das, was Jesus uns ließ, der Weg, den er uns aufgezeigt hat, dem wir mit Mut und Beharrlichkeit gehen (können), um Jesus zu folgen und den Tod zu überwinden. Die Botschaft verstehen und verinnerlichen...

Jesus wusste, dass dies nicht einfach sein würde. Dass dies viele Menschen in ihrem Leben auf Erden, mit all den Widrigkeiten, Rückstößen, alltäglichen Belastungen, Wünschen, Sehnsüchten und Begehrlichkeiten vor eine große Aufgabe stellen würde. Daher verbreitete er seine Botschaft, lehrte er durch Gleichnisse. Später, wenn er mit seinen Jüngern beisammen war, erklärte er ihnen die Bedeutung der Gleichnisse, denn er wusste, dass sie die Aufgabe haben würden, seine Botschaft nach seinem Tod weiterzutragen.

In dem Gleichnis, das in diesem Abschnitt erzählt wird, geht es genau darum: auf die unterschiedlichen Reaktionen der Menschen auf die Botschaft, ihren Versuchen, sie zu verstehen. Und er erzählt es in dem Bild der Samen (die die Botschaft darstellt), die auf unterschiedliche Böden (Bedingungen des Lebens) fallen. Jesus will seinen Jüngern sagen: “Es wird nicht leicht werden, weil die Menschen, selbst wenn sie versuchen zu verstehen, mir folgen wollen, aus ganz unterschiedlichen Gründen scheitern können oder einfach zögern.

Samstag, 30. Juni 2012


1 Korinther 15

Um es gleich vorwegzunehmen: Diesen sehr zentralen Text schreibt eben der Mann, der in der Apostelgeschichte zum ersten Mal als der Verfolger der Anhänger Jesu eingeführt wird: Saulus. Er, ein verlorener Sohn, der sich nunmehr Paulus nennt und von sich selbst sagt: „Ich bin der geringste der Apostel und eigntlich nicht wert, Apostel genannt zu werden, weil ich die Gemeinde Gottes verfolgt habe. Doch was ich immer ich jetzt bin, das bin ich durch die Gnade Gottes – und seine Gnade blieb in mir nicht ohne Wirkung“ (1 Kor 15, 9-10).

Die Passage ist - wie im letzten Post bereits gesagt - so wahnsinnig zentral, weil sie im Kern das enthält, was fortbesteht nachdem Jesus gegangen ist. Ein Brief an die Gemeinde mit dem Ziel, das „junge Pflänzchen“ am Leben zu erhalten, vor den ersten Unwettern zu schützen: „Bleibt fest und unerschütterlich im Glauben, liebe Freunde und setzt euch mit aller Kraft für das Werk des Herrn ein“ (1 Kor 15, 58).

Und Paulus stellen auf engstem Raum, in wenigen Zeilen, die wichtigsten Gedanken, das Fundament des Glaubens zusammen:

Ja, Christus ist für unsere Sünden gestorben. Aber das ist nicht alles, und es ist wichtig dies zu sehen, um zu verstehen, was es heißt, dass er für unsere Sünden gestorben ist: denn er wurde begraben und ist am dritten Tag von den Toten auferstanden. Diese drei Ereignisse bilden für das Verständnis eine untrennbare Einheit, denn „wenn aber Christus nicht auferstanden ist, dann ist euer Glaube nutzlos, und ihr seid nach wie vor in euren Sünden gefangen“ (Kor 15, 17). Es ist also nicht sein Tod, sondern seine Tod und seine Auferstehung, der Anfang im Ende, das Überschreiten des Horizonts.

Und auch jetzt, mit diesem Wissen, schließt sich für mich ein Kreis. Das, womit alles begann, der Sündenfall: mit Adam, einem Menschen, kam der Tod in die Welt - und mit Jesus, einem Menschen, kam die Auferstehung. Beides ist eine untrennbare Einheit. Und wenn man möchte, mag man vielleicht hier die Vollendung eines größeren Plans sehen.

Für unsere Sünden gestorben = uns den Tod als das Ende genommen.

Und am Ende des Briefes findet alles noch einmal sein Innerstes in den Worten: „Seid wachsam. Haltet treu an dem fest, was ihr glaubt. Seid mutig und stark. Alles, was ihr tut, soll in Liebe geschehen“ (1 Kor 16, 13).

Sonntag, 24. Juni 2012

1 Korinther 13

In diesem und den kommenden Abschnitten aus dem Korintherbrief geht es um etwas wahnsinnig Essenzielles... hier geht es um die Botschaft Jesu an uns, das, was nach seinem Tod bleiben wird. Wenn die Gemeinschaft den Leib Christi (siehe vorangegangener Abschnitt) darstellt, dann möchte ich für das, was nun folgt das Bild des warmen, pulsierenden Blutes in diesem Körper Körper nutzen... für das, was uns am Leben, wirklich am Leben erhält, uns zusammen hält, uns alle versorgt... über den Tod hinaus, was siegt und immer bleibt. Im Text selbst stehen gleich mehrere Kandidaten dafür: “Glaube, Hoffnung und Liebe, diese drei bleiben. Aber am Größten ist die Liebe” (1 Kor 13, 13).

Es ist sehr interessant, wie hier über die Liebe geschrieben wird. Zu Beginn des Abschnitts wird betont, wie wertlos das Reden, die Prophetie, die Erkenntnis, der feste Glaube und die Opfergabe sind wenn sie nicht von Liebe getragen werden. Damit wird hier also zunächst betont, dass die Aufgaben und der Sinn der Gemeinschaft im Geiste Jesu nur dann erfüllt werden können, wenn alles Tun von der Liebe getragen wird. Denn durch sie herrschen Geduld und Freude, Gerechtigkeit und Wahrheit, Glaube und Hoffnung und nicht Neid und Selbstsucht, Stolz und Überheblichkeit, Rachsucht und Ungerechtigkeit. Mit allem wird aber bis hierher auf die Liebe zu Lebzeiten eingegangen.
Im zweiten Abschnitt aber wird deutlich, dass sie darüber hinaus geht und damit das verbindende Element zwischen Leben und Tod ist. “Die Liebe wird niemals aufhören, selbst wenn Prophetie, das Reden in unbekannten Sprachen und die Erkenntnis vergehen werden” (1 Kor 13, 8). Wir erkennen es jetzt nicht, sehen die Dinge in einem trüben Spiegel. Man kann es einfach nicht schöner ausdrücken: “Alles, was ich jetzt weiß, ist unvollständig; dann aber werde ich alles erkennen, so wie Gott mich jetzt schon kennt” (1 Kor 13, 12).

Was führt uns dorthin, warum können wir nicht erkennen? Warum ist und bleibt es jetzt unvollständig? Ist uns etwas verloren gegangen als wir erwachsen wurden und das natürliche Vertrauen, die unbedingte Liebe der Kinder ablegten? Darauf, so scheint es, will uns der Autor dieses Textes hinweisen. Wir können nur in einen trüben Spiegel schauen, können dies nur akzeptieren, weil wir nicht mehr Kind sein können. Aber genau darum geht es. Darauf zu vertrauen, dass es richtig ist und dass ich es einst erkennen werde. Loslassen um Halt zu gewinnen. In den offenen Raum treten und Jesus folgen.

Donnerstag, 21. Juni 2012

Psalm 133; 1 Korinther 12, 12-31

In der Nachfolge Jesu geht es nun auch um ein neues Thema: die Gemeinschaft, die Gemeinde, ihr Zusammenleben, ihre Prinzipien, die sich an der Person Jesus Christus orientieren. In diesem Psalm wird ein wunderschönes Bild gebraucht, das im Zusammenhang mit dem folgenden Abschnitt aus dem Korintherbrief zu verstehen ist. Das zur Salbung verwendete Öl, das erfrischend den Körper hinabrinnt, jedes Körperteil benetzt, als Bild dafür, dass alle denselben Geist empfangen und durch die Taufe zum Leib Christi gehören. So, wie alle Menschen verschieden sind und alle mit den unterschiedlichsten Gaben ausgestattet sind, so besteht auch der Körper aus verschiedenen Teilen, die allesamt unterschiedlichste Funktionen erfüllen. “Stellt euch vor, euer ganzer Körper wäre nur ein Auge - wie könntet ihr da hören?” (1 Kor 12, 17) Die Gemeinschaft wird mit einem Körper verglichen und die Mitglieder als Körperteile, die ihre Funktion für den Körper haben und dort im System erst richtig zum Tragen kommen. Und genau daraus wird auch der Schluss gezogen, dass auch die unscheinbaren, oftmals unwichtig und klein erscheinenden Körperteile besonders notwendig sind. Die, die wir oftmals sogar verstecken möchten. “Alle Glieder sorgen in gleicher Weise füreinander” (1 Kor 12, 25) und ebenso bildet die Gemeinschaft den Leib Christi (den er für uns gab, auch so kann man dies verstehen).

Dienstag, 19. Juni 2012

Apostelgeschichte 4; 6, 1-15; 7, 54 - 8, 3

Es wird zunehmend gefährlich für die junge Gemeinde. Zunächst werden Petrus und Johannes vom Hohen Rat gefangen genommen aber schließlich wieder freigelassen, weil der Rat einen Aufstand des Volkes befürchtet. Dann wird Stephanus, ein Mann von dem es heißt, dass er voller Glauben ist und erfüllt vom Heiligen Geist, unter falschen Tatsachen ebenfalls vor den Hohen Rat geführt. Dieses Mal aber nimmt es kein gutes Ende: Sie schleppen ihn vor die Stadt und steinigen ihn, während er betet und darum bittet, dass Gott ihnen diese Sünde nicht anrechnet (Apg 7, 59). All dies erinnert doch sehr stark an die letzten Stunden im Leben Jesu, der seinen Jüngern ja angekündigt hatte, das die Welle der Verfolgung derer kommen wird, die zu ihm stehen werden. Und an der Spitze der Verfolger steht ein Mann, dem die Steinigung des Stephanus viel Freude gemacht hat (Apg 8, 1a): Saulus. Er jagt die junge Gemeinde, wo er nur kann...