Samstag, 29. September 2012


Markus 10, 46 - 52

Eine Wunderheilung. Die letzte Szene des Markusevangeliums, das in diesem Leseplan sehr zentral gewesen ist. Und hier in dieser Szene geschieht etwas, das eine direkte Verbindung zum Alten Testament herstellt. Nicht allein weil die Szene in Jericho spielt, eine Stadt, die im Alten Testament von den Israeliten mit Gottes Hilfe zerstört wird. Sondern auch, weil ein Blinder nach Jesus ruft und geheilt wird. „Jesus, Sohn Davids! Hab Erbarmen mit mir!“ Warum diese Verbindung? Was hat dieser Gott, der im Grunde als eine „Waffe der Israeliten“ beschrieben wird, mit dem Gott zu tun, den Jesus in Kenntnis des Alten Testaments in ihm sah, den Gott der Liebe, des Vertrauens, des Zuspruchs und der neuen Welt? Was hat es mit der Herkunft Jesu auf sich („Sohn Davids“).

Bis zu diesem Punkt des Leseplans fehlt mir noch immer diese eine Verbindung. Jesus kannte das Alte Testament. Wie kam er auf diesem Hintergrund auf diese vielen wunderbaren Gedanken? Welche Gemeinsamkeiten gibt es zwischen beiden Gottesbildern?

Ich freue mich auf die weiteren Passagen des Leseplans und die Abende mit meinem „Haufen am Montag“...

Markus 10, 35 - 45; Bonhoeffer über das Gewissen

Die Jünger um Jesus sind verwirrt. "Also, wenn wir alles stehen und liegen lassen und dir folgen, dir glauben, dir vertrauen, dann... werden wir also belohnt und das ewige Leben erlangen... Geht da nicht noch was?", denken sich Jakobus und Johannes und bitten Jesus: "Wir möchten, dass du uns rechts und links neben dir sitzen lässt, wenn du deine Herrschaft angetreten hast."

Macht. Auch für uns ein schwieriges Wort, das mit unangenehmen Gefühlen verbunden ist, weil wir schnell an den Missbrauch von Macht denken. Was bedeutet es, wenn Jesus seine Herrschaft antritt? Was ist seine Macht? 

Und natürlich stehen auch die anderen Jünger sofort zur Stelle und ärgern sich über die Bitte, die Jakobus und Johannes an Jesus gerichtet haben, wahrscheinlich, weil sie befürchten, dass sie zu kurz kommen könnten. Ihnen ein Stück vom Kuchen verloren gehen könnte.

Und die Antwort, die Jesus all seinen Jüngern gibt ist: "Wer von euch groß sein will, soll euer Diener sein, und wer der erste sein will, soll allen anderen Sklavendienste leisten."

Dieses Thema wird uns auch am kommenden Bibelabend beschäftigen, an dem ich leider nicht dort sein werde. Grundlage werden zwei Texte von Bonhoeffer sein, auf die ich hier passenderweise eingehen möchte.

In dem ersten Text definiert Bonhoeffer das Gewissen als ein Streben der menschlichen Existenz nach Einheit mit sich selbst. Wir haben am letzten Bibelabend an unserem Tisch ein ganz ähnliches Gesprächsthema gehabt: sich mit sich selbst lebendig fühlen, mit sich selbst warm sein. Darum geht es auch hier, wenn Bonhoeffer vom Gewissen spricht.

Aber was bedeutet das inhaltlich, vor allem, wenn es um das Leben und das Gewissen eines Christen geht. Ganz allgemein bedeutet dies wohl zunächst, dass ich mit meiner eigenen Autonomie (in diesem Zusammenhang wird übrigens spannenderweise Adam und der Sündenfall als Ursprung genannt) versuche, mich vor mir selbst (vor den anderen Menschen aber auch vor Gott) zu rechtfertigen indem ich mich an ein selbstgefundenes Gesetz orientiere.



An dieser Stelle lassen sich nun gut die theoretischen Überlegungen eines wichtigen Entwicklungspsychologen einbinden. Lawrence Kohlberg beschreibt die moralische Entwicklung über die Lebensspanne wie folgt: Zunächst mögen es Autoritäten sein, die mir als Kind eine Richtung geben und deren Regeln ich (aus Angst vor Bestrafung) einhalte. Später sind es individuelle Beziehungen, die mich leiten, dann gesellschaftliche Konventionen (die Einhaltung von Gesetzen zum Erhalt der gesellschaftlichen Ordnung). Erst in der nächsten Entwicklungsstufe geht es darum, eigene moralische, ethische Prinzipien als Orientierungspunkt zu wählen, die durchaus mit den gesellschaftlichen Konventionen in Konflikt geraten können, wenn diese überwunden werden.

Von einer solchen Überwindung spricht auch Bonhoeffer, wenn er von Kants Prinzip der Wahrhaftigkeit schreibt, die der Verantwortung im Sinne der Nächstenliebe in grotesker Weise entgegenstehen kann. Beispielsweise, wenn ich einem in mein Haus eindringenden Mörder das Versteck meines Freundes in meinem Haus verraten muss, um Wahrhaftig zu bleiben ("Du sollst nichts Unwahres über deine Mitmenschen sagen!"). Was für ein Unsinn!

Bonhoeffer beschreibt nun, dass das natürliche Gewissen durch den Glauben an Jesus Christus zu einem Gewissen wird, das befreit ist: befreit von der Angst (s.o.) und befreit von dem Gesetz (s.o.) und ersetzt durch den lebendigen Gott und den lebendigen Menschen. Das ist dann das Ziel und der Ursprung des Gewissens in Christus. Und aus diesem ergibt sich die Verantwortung für den Nächsten, aus der heraus ich auch manchmal Schuld auf mich laden muss. Aber dies immer im Vertrauen auf das Geschenk und die Zusage Gottes.

Das bedeutet nach Bonhoeffer Gewissen und Verantwortung in Jesus Christus. Hierzu passt eben dann auch das, was ich an einem der letzten Abende erzählt habe: Ein Mann tritt nach seinem Leben vor Gott und zeigt ihm seine reinen Hände und Gott sagt: "Diese Hände sind nicht rein sondern leer. Du hast dich nie engagiert, dir nie die Hände schmutzig gemacht, dich nie eingesetzt. So war es nicht gemeint."

Sonntag, 23. September 2012

Markus 10, 17 - 27

Die Gebote. Hier werden sie wieder angesprochen. Und oft schon habe ich gesagt, dass Jesus die Gebote genommen hat und Ulrike entgegnete dann: "Nein, er hat sie nicht genommen. Er hat sie erfüllt oder: Er ist gekommen, um die Gebote zu erfüllen."

Sicher: Jesus nahm den Menschen nicht die Gebote. Ich meinte damit, dass er den Menschen die Möglichkeit nahm, quasi anhand einer Checkliste abzuhaken, was sie alles erfüllt haben, um Gott zu gefallen. So funktioniert es nicht.

Und hier fragt ihn ein Mann: "Was muss ich tun, um das ewige Leben zu bekommen?"

Jesus könnte antworten (so wie er es in dem Abschnitt zuvor betont hat): "Sei wie ein Kind und empfange das Geschenk Gottes."

Aber Jesus sagt: "Seine Gebote kennst du doch." Und er zählt ihm einige der Gebote auf. Hierbei fällt mir sofort auf, dass er die Liebe zu Gott und zu seinen Nächsten (die er doch als die wesentlichen Gebote sieht) nicht erwähnt.

Und der Mann sagt (so wie es Menschen damals vielleicht eben sagen konnten, weil sie mit einem Blick auf ihre "Checkliste" sahen): "Diese Gebote habe ich von Jugend an alle befolgt." Hallo, Sohn, der du zuhause geblieben bist und dich stets an die Gebote gehalten hast. Ja, hier fällt mir doch der Bruder des verlorenen Sohns ein, für den kein Fest gefeiert wird. Ich dachte, weil er bereits gerettet ist und nun die Rettung seines Bruders feiern kann.

Aber Jesus sagt: "Eines fehlt dir: Geh, verkauf alles, was du hast, und gib das Geld den Armen, so wirst du bei Gott einen unverlierbaren Besitz haben. Und dann komm und folge mir." Und der Mann ist enttäuscht, er geht traurig weg, denn er hat viel Besitz. Zu diesem Opfer ist er nicht bereit.

Man fragt sich fast: "Hört das denn nie auf?! Was kommt denn noch?" Vielleicht hat dieser Mann sich doch sein Leben lang abgerackert und hat gespart, sich nichts gegönnt, weil er vielleicht für die Zukunft seiner Familie sorgen wollte. Es kann doch nicht sein, dass Jesus hier von einem solchen Mann erwartet, dass er nun alles an die Armen abgibt, die sicherlich vielleicht auch versucht haben, ihr Leben in den Griff zu kriegen und für sich und ihre Familie zu sorgen. Klar. Wir sprachen doch letztens noch im Kurs über das Thema Sozialstaat und was für eine Errungenschaft dies ist.

Aber geht diese Forderung nicht zu weit. Jesus sagt: "Wie schwer haben es doch die Besitzenden, in die neue Welt zu kommen." Heißt im Klartext: Sie können schon aber leicht wird es für diese nicht. Und dann folgt das berühmte Nadelöhr-Zitat.

Zurecht fragen also die Jünger völlig außer sich: "Wer kann dann überhaupt gerettet werden?"

Und der Abschnitt endet mit einer Antwort Jesu, die zunächst verwirrt aber dennoch Klärung schafft: "Wenn es auf die Menschen ankommt, ist es unmöglich, aber nicht, wenn es auf Gott ankommt. Für Gott ist alles möglich."

Für Gott ist alles möglich. Alle können gerettet werden. Natürlich. Menschen denken, dass dies nicht möglich ist. Es kann doch nicht Gerechtigkeit sein, wenn ein böser Mensch ("der verlorene Sohn") gerettet wird. Wir sind Menschen und dieses Denken ist das unsere. Mit all seinen Beschränktheiten. Und es ist auch gar nicht unsere Aufgabe. Wir sind nicht die Richter, wir sind nicht die Gesetzeshüter. Ein jeder für sich tritt vor Gott. Ein jeder macht die Sache der eigenen Person und des eigenen Lebens mit Gott unter vier Augen ab. Das haben wir im Römerbrief gelesen.


Letztlich kommt es aber auf Gott an. Reichtum und das Klammern an Besitztum wird dir auf dem Weg zu Gottes neuer Welt im Weg stehen. Reichtum macht es dir schwierig, den Weg zu gehen. Du kannst ihn gehen. Aber deine Selbstsucht, die mit dem Reichtum kommen kann, ist eben nicht das, was dich rettet, dich das Geschenk Gottes annehmen lässt.

Jesus weist also darauf hin, dass im Reichtum die Gefahr des Egoisums, der Selbstsucht und des Eigensinns lauert.

Dienstag, 18. September 2012


Markus 8, 34-38; Römer 14, 1 - 15, 9

Es war wieder schön an unserem Bibelabend. Die Gespräche haben mich wieder einen ganzes Stück voran gebracht. Thema des Abends war ein Abschnitt aus dem Römerbrief, der sich gedanklich ganz wunderbar mit dieser Passage hier im Leseplan verknüpfen lässt.

Leben in Christus -wie lässt sich das verstehen?

"Wer mir folgen will, muss sich und seine Wünsche aufgeben, sein Kreuz auf sich nehmen und auf meinem Weg hinter mir hergehen. Denn wer sein Leben retten will, wird es verlieren. Aber wer sein Leben wegen mir und wegen der Guten Nachricht verliert, wird es retten" (Mk 8, 34-35).


Jesus lädt uns ein, das Leben in Christus zu führen, zu dem auch gehört, dass man sein ganz persönliches Kreuz auf sich nimmt und es (er)trägt, nicht das (ungeheuer schwere) Kreuz, das Jesus trug, sondern das Kreuz, das für unser ganz eigenes Leben gilt. Das auch schwer sein kann, weil es an einem ganz bestimmten Punkt unseres Lebens auf uns liegt oder weil wir es jeden Tag tragen und es durch diese dauernde Anwesenheit zur Last wird. Dabei kann es nicht darum gehen, dass wir uns das Kreuz suchen sollen. Jesus hat sein Kreuz auch nicht gesucht. Es wurde ihm auferlegt. Küng schreibt in seinem Buch, dass der Schmerz und das Leiden nichts erstrebenswertes ist und es falsch sei, wenn man "das Kreuz tragen" auf diese Weise versteht. Aber es geht darum, dass diesem Teil des Lebens die Furcht und Sinnlosigkeit genommen wird. Denn hier steht auch, dass dieser Weg, das Leben in Christus, auch bedeutet, dass man sein Leben retten wird.

Es heißt hier auch, dass man seine Wünsch aufgeben soll. Das klingt nicht gut. Träume sind Schäume, ja klar. Aber ich glaube nicht, dass hiermit etwas derartiges gemeint ist. Vielleicht eher Eigensinn und Selbstsucht. Wenn ich das auf diese Weise verstehe, dann fällt mir die Stelle aus dem Römerbrief ein, die uns am letzten Abend beschäftigt hat.

"Warum verurteilst du dann deinen Bruder oder deine Schwester? Und du, warum verachtest du sie? Wir werden alle einmal vor Gott stehen und von ihm gerichtet werden. In den Heiligen Schriften heißt es ja: »So gewiss ich, der Herr, lebe: Alle werden vor mir auf die Knie fallen, alle werden Gott die Ehre geben.« So wird also jeder Einzelne von uns sich für sein eigenes Tun verantworten müssen." (Römer 14, 10-12)

Der barmherzige, der gütige Gott, der seinen verlorenen Sohn feiert - dieses Bild stand in mir immer dem Bild Gottes auf dem Richterstuhl entgegen. Auch hier in diesem Brief von Paulus heißt es, dass dieser Richterstuhl wohl am Ende auf uns alle wartet. Aber dort können wir ohne Angst und ohne Zähneklappern auftauchen. Schon dann, wenn wir das Leben in Christus wahrhaftig gesucht haben. Vielleicht sind wir auch gescheitert, immer wieder gestürzt. So wie Petrus auch. Haben geweint, haben uns geschämt oder uns über andere geärgert. Aber letztlich haben wir immer den Weg gesucht.

Sich über andere ärgern, eigene Wünsche, d.h. Vorstellungen vom "richtigen" Leben in Christus oder andere Dinge (Wünsche, Ideen), die wir für besser und richtiger halten, als die Ideen und Wünsche anderer. Und die wir deswegen (mehr oder weniger stark) verurteilen. Über die wir uns stellen, die wir als schwach im Glauben und uns als stark im Glauben bezeichnen.

Hier wird dieses Verhalten ad absurdum geführt: "Gewiss, ich bin davon überzeugt und kann mich dafür auf Jesus, den Herrn, berufen: Es gibt nichts, was aus sich heraus unrein ist und deshalb nicht gegessen werden darf. Aber wenn jemand etwas für unrein hält, dann ist es für die betreffende Person tatsächlich unrein. Wenn du also deinen Bruder oder deine Schwester bloß wegen einer Speise in Verwirrung stürzt und im Glauben irremachst, dann lebst du nicht mehr in der Liebe." (Römer 14, 14-15)

All dies bedeutet: "Leben in Christus". Das Geschenk meines Lebens...

Sonntag, 16. September 2012


Markus 8, 31-33

Im Leseplan ist dies die letzte Stelle der Serie "Petrus", also einer Sammlung von Texten aus der Bibel, die sich dieser Person nähern, die einerseits als "liebster Jünger Jesu", als Vertraueter Jesu beschrieben und an anderen Stellen wieder als Verleugner Christi und als schwacher Mensch gezeichnet wird. Somit erscheint er durchaus als eine zwiespältige Figur, die trotz oder gerade aufgrund seiner Unvollkommenheit diesem Jesus sehr nahe steht.

Diese Stelle hier bildet nun also den Abschluss. Leider ist dieser Abschluss keiner, der Petrus in einem Licht stehen lässt, das Mut macht. Vielleicht sehe ich das aber auch zu negativ. "Geh weg", sagt Jesus hier zu Petrus, der ihm versucht auszureden, dass es Gottes Wille sei, dass Jesus leidet, getötet und wieder auferstehen werde. Jesus redet also zum ersten Mal Klartext mit seinen Jüngern. Bisher hat er mit ihnen nie offen darüber gesprochen. Und natürlich sind alle, inklusive Petrus, entsetzt. "Du musst dich irren, das kann nicht sein. Wir stehen zu dir. Das wird nicht passieren. Wir haben es doch in der Hand."

"Hinter mich an deinen Platz, du Satan", weist Jesus Petrus scharf zurecht. "Deine Gedanken stammen nicht von Gott, sie sind typisch menschlich."

Das sind sie wohl. Er vertraut hier vielleicht eher seiner eigenen Macht, diese bevorstehenden, furchtbaren Ereignisse abzuwenden. Es geht Jesus aber nicht darum, dass man seinen eigenen Fähigkeiten vertraut, nicht seiner eigenen Macht. Sondern darum auf Gottes Treue zu bauen und in diesem Glauben zu handeln.

Vielleicht merkt Jesus, dass er vor seinem Tod noch einmal klar und deutlich sagen muss, was es heißt, ihm zu folgen...

Samstag, 15. September 2012


Johannes 21, 15-19

Petrus hat am Ende Jesus dreimal verleugnet. Und darüber weinte Petrus sehr. Er hatte doch so viel Vertrauen gespürt. Nein, er hatte Jesus und sich selbst nichts vorgemacht: Er war doch voller Überzeugung. Und dann war Jesus gestorben. Allein und so grausam.

Doch Jesus zeigt sich noch einmal seinen Jüngern. Und nachdem sie gegessen haben spricht er mit seinem liebsten Jünger, Petrus, dem Felsen.

Und so, wie Petrus ihn verleugnete, so fragt Jesus ihn drei Mal: "Liebst du mich?" Und jedesmal antwortet Petrus ihm: "Ja, Herr, du weißt, dass ich dich liebe!" So zeigt er ihm, dass ihm längst vergeben ist, dass Jesus weiß, dass er sich nicht in ihm getäuscht hat.

Und dieses Vertrauen, seine Liebe zu Jesus und zu Gott, soll ihn leiten, soll ihm helfen, die Aufgaben zu erfüllen, die Jesus ihm aufträgt.

"Sorge für meine Lämmer! - Leite meine Schafe! - Sorge für meine Schafe!"

Aus seinem Vertrauen und aus seiner Liebe leiten sich dies wichtigen Grundsätze des Verhaltens und des Lebens ab, das in Jesu Sinne ist. Das gerecht ist.

"Du hast diesen Glauben, Petrus. Trage ihn in dir und sorge dich nicht um dich, sondern um die Menschen, die mir so wichtig sind." So hätte es Jesus vielleicht sagen können. So verstehe ich ihn hier.

Schwierigkeiten bereiten mir die Verse 18 und 19. Wovon spricht Jesus hier? Welchen Tod kündigt Jesus für Petrus an? Und warum?

Donnerstag, 13. September 2012


Markus 14, 27 - 34, 53 - 54, 66 - 72

Am Ende ist Petrus doch eben nur Mensch. Sein Vertrauen in Jesus verliert gegen die Angst in ihm. Trotzdem er Jesus versichert: "Und wenn ich mit dir sterben müsste, ich werde dich ganz bestimmt nicht verleugnen" tut er am Ende genau dies mit den Worten: "Gott soll mich strafen, wenn ich lüge! Ich kenne den Mann nicht, von dem ihr redet."

Gottes Strafe aber bleibt aus. Sein einziger Sohn wird sterben. Allein. Und Petrus wird mit seiner Lüge leben.

Ist das gerecht? Ist das Gottes Gerechtigkeit? Geht es hier um Gerechtigkeit?

Es ist eine schwierige Geschichte um diesen Mann, den Felsen. Er bleibt ein Mensch mit seinen Fehlern, seinen Zweifeln, seinen Ängsten und seinem am Ende noch immer mangelnden Vertrauen in Gottes Zusage, wie er sie von Jesus vernommen hat.

Ja, ich denke, wenn wir hier von dem Vertrauen lesen dann denken wir auch über Gottes Gerechtigkeit nach. Erinnern wir uns an das Alte Testament und den Gerechtigkeitsbegriff darin. Die Waagschalen, in die Gott mit seiner Zusage und wir mit unserer Einhaltung der göttlichen Gesetze etwas einbringen, damit ein Gleichgewicht, eine Gerechtigkeit entsteht.

Hier ist es Gottes Zusage, Gottes Geschenk, die wir wir mit offenen Händen empfangen und der wir Vertrauen schenken. Und dies ist in Jesu Sinne gerecht.

Ist es also ungerecht, dass Petrus hier versagt und sein Vertrauen nicht reicht?

Wahrscheinlich nicht, denn auch Petrus wird als verlorener Sohn mit weit geöffneten Armen empfangen werden. Gottes Strafe bleibt aus, weil Gott ihn liebt. Ihn auch jetzt willkommen heißt.

Das sagt uns eine ganze Menge darüber, was es heißt als Christ zu handeln...

Mittwoch, 12. September 2012


Matthäus 14, 22 - 33

Dies ist eine Stelle, die je öfter ich sie gelesen habe, immer mehr an Tiefe gewinnt (komisch, dass in dieser Geschichte tiefes Wasser eine wichtige Rolle spielt).

Es ist die Geschichte, in der Jesus über das Wasser geht und die bereits an einer früheren Stelle des Leseplans thematisiert worden ist (Mk 6, 45-52). Dort allerdings ist nur davon erzählt worden, dass Jesus über das Wasser ging - also um das Vertrauen der Jünger ringt. Hier nun erscheint dieses Wunder in einem anderen Licht.

Was ist anders?

Anders ist vor allem, dass die Jünger sich ängstigen als sie Jesus über das Wasser wandeln sehen, und Jesus ihnen sagt: "Fasst Mut!" Und Petrus sagt: "Herr, wenn du es bist, dann befiehl mir, auf dem Wasser zu dir zu kommen!" "Komm", sagt Jesus. Und Petrus steigt aus dem Boot und geht zu Jesus. Er vertraut ihm... bis, ja, bis er die Wellen sieht, die ihn ängstigen und er die Zuversicht, das Vertrauen verliert und sinkt. "Hilf mir, schreit er. Und sofort streckt Jesus die Hand aus, fasst ihn und rettet ihn.

Es erinnert mich an Daniel. Er bittet Gott in der Löwengrube um Hilfe. Und Gott greift ein und hilft. Auch Jesus tut dies. Aber er sagt zu Petrus: "Du hast zu wenig Vertrauen! Warum hast du gezweifelt?"

Was sagt uns das? Petrus geht ja über das Wasser. Sein Vertrauen in Gott (den Herrn, wie er Jesus nennt) reicht, um über das Wasser zu gehen. Er kann das Wunder ebenso wie Jesus vollbringen, indem er vertraut (so wie Jesus es tut). Aber die Zweifel werfen ihn letztlich zurück. Lassen ihn sinken.

Petrus schafft es von innen heraus. Nicht durch die Hilfe von außen. Das ist der Unterschied zu der Geschichte von David oder anderen Geschichten, in denen Gott eingreift. Es ist das innere Vertrauen, die Überzeugung, der Heilige Geist.

Sonntag, 9. September 2012


Lukas 5, 1 - 11

Etwas anders verläuft die erste Begegnung im Lukasevangelium. Man erfährt hier, dass Petrus ein Fischer war, der an dem Morgen, an dem er Jesus begegnet, von einer mühevollen Nacht auf dem Meer zurückgekehrt ist. Die Boote sind leer geblieben. Aber als er auf Jesus vertraut und erneut hinaus fährt, droht sein Boot unter der Last des Fischfangs zu kentern. Simon (Petrus) wirft sich vor Jesus nieder und bittet: "Herr, geh fort von mir! Ich bin ein sündiger Mensch!"

Simon aber fürchtet sich. Offenbar empfindet er dieses Ereignis als etwas, dass nur einem Sünder geschieht und nicht als Wunder. Er kann dieses Geschenk, das ihm gebracht wird, nicht als solches annehmen. Es ist wie wir gesagt haben: Es mit offenen Händen wie Kinder empfangen.

Aber Jesus sagt nicht zu ihm, dass er werden soll wie ein Kind. "Hab keine Angst", sagt er. "Von jetzt an wirt du Menschen fischen."

Für uns heute klingt es etwas seltsam. Nach Seelenfänger. Aber Jesus will hier wohl nur an Simons bisherige Tätigkeit als Fischer anknüpfen und gleichzeitig sagen, dass er in ihm seinen stärksten Vertrauten sieht. Denn trotz der Angst und der Zweifel, die Simon hat, sieht Jesus diese Zukunft in ihm. Sein Vertrauen.

Johannes 1, 40 - 42

Wer ist dieser Petrus? Was macht ihn so besonders? Und vielleicht ebenso wichtig und spannend: Wie kommt es dazu, dass eben dieser Petrus Jesus in dessen dunkelster Stunde verleugnen wird?

Als Jesus diesen Mann in dieser Erzählung zum allerersten Mal trifft, heißt er noch Simon. Und Jesus sagt zu ihm, dass er einst einen anderen Namen tragen wird: Petrus, der Fels. Jesus erkennt also in diesem Mann das Besondere, dass er ihm vertrauen können und dass er zu ihm stehen wird.

Markus 8, 27 - 30

Die Menschen zweifeln, sind unsicher: Wer ist dieser Jesus? Der auferstandene Täufer oder einer der alten Propheten? Also ein Mann aus der Vergangenheit?!

Einer ist anderer Meinung: Petrus. "Du bist Christus, der versprochene Retter." Ein Mann der Zukunft (!) also. Lernen wir in Petrus nun also einen Menschen kennen, der das von Jesus herbeigesehnte Vertrauen der Menschen in Jesu Botschaft von Gottes neuer Welt hat?

Samstag, 8. September 2012


Markus 6, 30 - 8, 26

Eine lange Passage, die hier folgt, und die zwei wichtige Themen behandelt, die in ihrem Zusammenspiel für mich gerade sehr zentral zeigen, worum es Jesus geht.

1. Jesus ringt um das Vertrauen den Jünger in ihn und seine Botschaft

Die vergangene Passage um den Tod von Johannes kündigt an, dass Jesus ebenfalls sterben wird. Er weiß es und er weiß auch, dass es jetzt darum geht, die Jünger auf die Zeit danach vorzubereiten ohne ihnen unmittelbar zu offenbaren, dass sein Tod bevorsteht. Vielleicht würden sie sich zu sehr fürchten. Aber man spürt, wie sehr er um die Bindung zu ihm bemüht ist, wie sehr er wünscht, dass durch sie und ihr Vertrauen, seine Botschaft und seine Gedanken und Überzeugungen bestehen bleiben und weiter getragen werden kann. Er braucht sie, die Zwölf. Er bewirkt Wunder (er sättigt mit wenig Nahrung mehrere Tausend Menschen, er geht über das Wasser, er heilt Kranke). Aber er spürt, dass ihnen noch immer die Einsicht fehlt.

"Versteht ihr immer noch nichts? Begreift ihr denn gar nichts? Seid ihr genauso verstockt, wie die anderen?" (Mk 8, 17)
Jesus heilt einen Blinden (Mk, 8, 22-26), und er fragt seine Jünger: "Ihr habt doch Augen, warum seht ihr nicht?" (Mk 8, 18)
Jesus heilt einen Taubstummen (Mk 7, 31-37), und er fragt seine Jünger: "Ihr habt doch Ohren, warum hört ihr nicht?" (Mk 8, 18)
"Begreift ihr denn immer noch nichts?" (Mk 8, 21)

Sie sollen sehen und hören, es mit ihren Sinnen aufnehmen und Vertrauen im Herzen gewinnen.


2. Jesus setzt sich mit den Pharisäern auseinander

Jesus erklärt mit aller Deutlichkeit, was es ist, was ihn an den Pharisäern stört und warum er seine Jünger auffordert, sich nicht an die Vorschriften, zu halten, die die Gesetzeslehrer aufgestellt haben: "Warum essen sie mit unreinen Händen?"

Und Jesus erklärt, dass es um ihr Herz geht. Dies ist entscheidend. Gottesdienst ist sinnlos, wenn er sich an den von Menschen gemachten oder ausgelegten Gesetzen Gottes orientiert.

Und er macht dies an der Frage der Pharisäer deutlich: Unrein wird ein Mensch nicht durch Dinge, die von außen kommen und die er in sich aufnimmt. Unrein bedeutet, dass etwas aus dem Herzen spricht, was Gottes Gesetzen widerspricht. Die Unreinheit kommt aus dem Inneren. Darum ist es das Herz, worum es Jesus geht.


Wenn man nun beide Themen zusammennimmt, dann ist man sehr nah bei dem, worum es im Kern geht. Habt Vertrauen in die Botschaft und pflanzt sie in euer Herz! Und jetzt denke ich an den Anfang von allem: Der Sündenfall. Die Schlange. Nicht sie war es, die den Menschen von außen verführt hat. Er selbst war es, der die Verführung zuließ bzw. seinem Wunsch nach Wissen nachgab und sich gegen das Gebot Gottes entschied.

Geht es Jesus also darum? Die Reinheit im Herzen des Menschen wieder herzustellen. Und der Weg dorthin ist das Vertrauen. In ihn und damit in Gott.

Freitag, 7. September 2012


Markus 6, 14 - 29

Ein schreckliches Zwischenspiel. Es geht um das Schicksal von Johannes dem Täufer, der Jesus taufte und (wir erinnern uns) zugegen war, als Gott sagte: "DU bist mein Sohn, dir gilt meine Liebe, dich habe ich erwählt" (Mk 1, 11). Und es war das Auftreten dieses Johannes des Täufers, das die Worte des Propheten Jesaja erfüllte: "Ich sende meinen Boten vor dir her, sagte Gott, damit er den Weg für dich bahnt" (Mk 1, 2).

Ein furchtbares Schicksal, das sich erfüllt, weil Stolz, Zorn und Eitelkeit der Menschen regieren...

König Herodes ist überzeugt, dass Johannes ein frommer und heiliger Mann ist. Dennoch lässt er ihn gefangen nehmen, weil er ihm vorhält, gegen Gottes Gesetze verstoßen zu haben. Herodes hat seinem eigenen Bruder die Frau weggenommen. Ihr Name ist Herodias und sie ist derart wütend auf Johannes, dass sie seinen Tod wünscht.
Und ihr Zorn, ihre Eitelkeit machen sie furchtbar listig: als ihre Tochter auf einem Fest für den König tanzt und dieser sie vor allen Gästen fragt, welchen Wunsch er ihr in diesem Moment erfüllen soll, sagt sie (mit den Worten ihrer Mutter Herodias): "Ich will, dass du mir den Kopf des Täufers Johannes überreichst."
Und sein Stolz, seine Eitelkeit machen ihn furchtbar schwach: er schickt den Henker und erfüllt ihren Wunsch. So stirbt Johannes.



Warum dieses Zwischenspiel? Warum erzählt Markus diese Episode an dieser Stelle? Denn sie wird im Folgenden nicht wieder aufgegriffen. Sie bleibt für sich stehen. Also was soll sie uns an dieser Stelle sagen.

Er ging Jesus voraus, bereitete seinen Weg und mit seinem Tod kündigt er auch den Tod Jesu an. Ist diese Parallele zu einfach? Vielleicht nicht, denn Markus leitet die Episode damit ein, dass sich nicht nur das Volk sondern auch Herodes selbst sich fragt, wer dieser Jesus ist und kommt zu der Überzeugung: "Es ist der, dem ich den Kopf abschlagen ließ und jetzt ist er vom Tod auferweckt worden." Damit kündigt sein Tod auch die Auferstehung an.

Ist das alles?

Donnerstag, 6. September 2012



Markus 6, 6b - 13


Jesus wirkt in seiner Aussendung der Jünger sehr entschlossen, fast zornig (ein Begriff, den man mit Jesus nicht unmittelbar in Beziehung setzen möchte). Er gibt seinen Jüngern die Aufgabe, die Menschen aufzufordern, ihr Leben zu ändern. Und er sagt: "Wenn ihr an einen Ort kommt, wo die Leute euch nicht aufnehmen und euch nicht anhören wollen, dann zieht sogleich weiter und schüttelt den Staub von den Füßen, damit sie gewarnt sind".

Gewarnt davor, dass ihnen Gottes neue Welt verschlossen bleiben wird, wenn sie nicht auf ihn hören? - Ganz offensichtlich. Es war Brauch, dass Juden, wenn sie in das Heilige Land zurückkehrten keine Verunreinigung einschleppen wollten und sich daher "den Staub von den Füßen schüttelten". Es ist deutlich: Hier soll diesen Menschen gesagt werden: "Euer Misstrauen bleibt als Staub bei euch. Diese Beziehung ist beendet. Ihr bleibt und wir gehen ohne euch in Gottes neue Welt."

Wie gesagt: Krasse Worte... Jesus ist es ernst damit.

Mittwoch, 5. September 2012


Markus 5 - 6, 6a

In diesem Abschnitt wird vielleicht etwas zum ersten Mal deutlich, was ich mich oft gefragt habe: Warum die Wunder? Warum die oftmals krassen Worte, die Jesus gebraucht, wenn er davon spricht, dass es auch einen Weg gibt, der nicht zu Gott führt?

Gestern im Glaubenskurs habe ich bereits erwähnt, dass er vielleicht nur so auf sich und damit auf Gottes neue Welt aufmerksam machen konnte.

Als zum ersten Mal das Markusevangelium im Leseplan auftauchte, wurde das erste Auftreten Jesu beschrieben. Beim zweiten Mal wurde von seinem Einzug in Jerusalem und seinem Sterben und Auferstehen erzählt. Jetzt wird zum letzten Mal auf das Markusevangelium eingegangen. Und dieses Mal wird die Zeit dazwischen thematisiert. Und es bleibt bei dem Thema von gestern: Vertrauen. Wie gewinnt Jesus das Vertrauen der Menschen? Wodurch schenken sie ihm Gehör?

Hier in diesem Abschnitt heilt Jesus einen psychisch kranken Mann und lässt ein Mädchen von den Toten auferstehen. Und die Menschen reagieren mit Furcht, sie fordern ihn auf, ihr Land zu verlassen, sind vor Entsetzen außer sich. Sie fragen sich: "Wo hat er das her? Was ist das für eine Weisheit, die ihm gegeben ist? Und erst die Wunder, die durch ihn geschehen?"

Sie wollen nichts von ihm wissen. Und er hat doch so viel zu erzählen. Und er wundert sich, das ihm die Leute in seinem Heimatort das Vertrauen verweigern. Sie kennen ihn ja. "Ist er nicht der Zimmermann, der Sohn von Maria?"

Jesus ahnt: So wird es nicht gehen. So, wie bisher, wird er sein Ziel nicht erreichen. Es bedarf eines anderen Vorgehens, damit man ihm und seinen Worten vertraut. Davon wird hier in diesem mittleren Teil des Markusevangeliums zu erzählen sein.

Ich freue mich darauf.
Markus 4, 35-41

Viel Zeit ist seit dem letzten Eintrag vergangen. Ich habe mich mit vielen anderen Dingen beschäftigt. Aber jetzt ist gestern Abend auch der Glaubenskurs wieder gestartet. Es war ein toller Abend, an dem wir begonnen haben, uns mit dem Thema "Vertrauen und Sorge" zu beschäftigen. Und wie es der Zufall will, ist genau dies ja auch das Thema, das im Zentrum dieses Abschnitts hier steht. Daher möchte ich hier meine Gedanken zu diesem Abschnitt mit denen verbinden, die den gestrigen Abend und auch noch den heutigen Tag begleiten.

Was haben die Jünger für eine Angst, dass das Schiff in dem Sturm untergehen könnte... Es steht ja schon unter Wasser. "Kümmert es dich nicht, dass wir untergehen?" fragen sie Jesus, der hinten im Boot eingeschlafen war. "Warum habt ihr solche Angst?" fragt sie Jesus. "Habt ihr denn immer noch kein Vertrauen?"

Man sieht hier, wie schwer dieser Schritt ist, der so einfach scheint. Auch das haben wir gestern an unserem Abend gespürt. Vertrauen heißt: Sorge dich nicht! Selbst die Jünger (und sie spiegeln ja uns), die ja an Jesus hängen und ihm geren folgen wollen, haben Zweifel, Sorge und Angst. Loslassen, um Halt zu finden. Es klingt so leicht, aber wie, wenn wir doch gewohnt sind, dass wir es selbst in die Hand nehmen. Wir als Schmied unseres Glücks. Gerade wir hier, in der westlichen Welt.

Gestern waren es zwei andere Bibelstellen, die uns beschäftigt haben, die aber an dieser Stelle zitiert sein sollen, weil sie meinen Gedanken hier ja auch zugrunde liegen.

Zum einen: Jesus und die Kinder (Mk 10, 13-16). Auch hier sind die Jünger "auf dem Holzweg", weil sie die vermeintlich "halben Menschen", die Kinder, fortschicken wollen. Jesus sagt aber: "Lasst die Kinder doch zu mir kommen und hindert sie nicht daran; denn für Menschen wie sie steht Gottes neue Welt offen. Ich versichere euch: Wer sich Gottes neue Welt nicht schenken lässt wie ein Kind, wird niemals hineinkommen."

Zwei Blicke auf diese Passage: Was für eine Chance! Ich muss nur die Hände aufhalten und bekomme dieses Geschenk. Ich muss es einfach nur zulassen, es geschehen lassen, mich beschenken lassen. Ganz ohne vorher etwas zu geben. Wo gibt es denn so etwas noch? - Aber halt: Wenn ich das nicht schaffe... was dann? Dann werde ich niemals hineinkomemn in Gottes neue Welt. Das war es dann...

Das kann mir Angst machen - das kann mir Hoffnung geben. Sorge und Vertrauen. Wir haben hier den Scheidweg vor uns. Scheinbar. Aber ich bin fest davon überzeugt - und das wird sich auf meinem weiteren Weg zeigen - dass dieser Gott barmherzig ist und dass Jesus mit diesen Worten vielleicht nur zeigen will: Das ist alles neu! Und es ist ein Wagnis! Und es ist eine große Forderung! Traut euch!!!

Zum anderen die zweite Passage: "Wer von Euch kann durch Sorgen sein Leben auch nur um einen Tag verlängern?" (Mt 6, 27) Wir wissen heute längst, dass Sorgen, das Stress genau das Gegenteil tun und unser Leben verkürzen. "Quält euch nicht mit den Gedanken an morgen; der morgige Tag wird für sich selber sorgen. Es genügt, dass jeder Tag seine eigene Last hat." (Mt 6, 34)

An alle hatte ich dazu in einer gestrigen E-Mail geschrieben: "Genau: Ein herrliches Wortspiel eigentlich, weil hier die Sorge darum, wer sich um morgen sorgen wird, abgegeben wird an den morgigen Tag. Es lohnt sich einfach nicht, sich mehr Probleme zu bereiten, über furchtbare Eventualitäten zu grübeln. Diese Zeit hier und jetzt bekommen wir nie wieder. Sie mit Sorgen zu nutzen nützt nichts - da sollten wir lieber für das ein oder andere sorgen oder Sorge tragen."

Was also sagen uns diese Passagen: Wer den Weg zu Gott sucht, der öffne seine Hände und lasse sich beschenken, der vetraue darauf, dass Gott weiß, was wichtig ist, uns das richtige Geschenk gibt, der sorge sich nicht sondern gehe voller Zuversicht in jeden kommenden Tag, nicht naiv, nicht ohne Plan, nicht gedankenlos sondern gedankenvoll und mutig. Wenn das einmal ist, dann ist der Kopf frei und die Grundlage für ein Handeln geschaffen, wie Jesus es sich von uns gewünscht hat. Dazu musste er vielleicht auch einmal Worte benutzen, die ängstigen können (so wie die Jünger auchg immer wieder geängstigt sind) aber die - ich bin ganz sicher - nur aufwecken wollen.