Sonntag, 23. September 2012

Markus 10, 17 - 27

Die Gebote. Hier werden sie wieder angesprochen. Und oft schon habe ich gesagt, dass Jesus die Gebote genommen hat und Ulrike entgegnete dann: "Nein, er hat sie nicht genommen. Er hat sie erfüllt oder: Er ist gekommen, um die Gebote zu erfüllen."

Sicher: Jesus nahm den Menschen nicht die Gebote. Ich meinte damit, dass er den Menschen die Möglichkeit nahm, quasi anhand einer Checkliste abzuhaken, was sie alles erfüllt haben, um Gott zu gefallen. So funktioniert es nicht.

Und hier fragt ihn ein Mann: "Was muss ich tun, um das ewige Leben zu bekommen?"

Jesus könnte antworten (so wie er es in dem Abschnitt zuvor betont hat): "Sei wie ein Kind und empfange das Geschenk Gottes."

Aber Jesus sagt: "Seine Gebote kennst du doch." Und er zählt ihm einige der Gebote auf. Hierbei fällt mir sofort auf, dass er die Liebe zu Gott und zu seinen Nächsten (die er doch als die wesentlichen Gebote sieht) nicht erwähnt.

Und der Mann sagt (so wie es Menschen damals vielleicht eben sagen konnten, weil sie mit einem Blick auf ihre "Checkliste" sahen): "Diese Gebote habe ich von Jugend an alle befolgt." Hallo, Sohn, der du zuhause geblieben bist und dich stets an die Gebote gehalten hast. Ja, hier fällt mir doch der Bruder des verlorenen Sohns ein, für den kein Fest gefeiert wird. Ich dachte, weil er bereits gerettet ist und nun die Rettung seines Bruders feiern kann.

Aber Jesus sagt: "Eines fehlt dir: Geh, verkauf alles, was du hast, und gib das Geld den Armen, so wirst du bei Gott einen unverlierbaren Besitz haben. Und dann komm und folge mir." Und der Mann ist enttäuscht, er geht traurig weg, denn er hat viel Besitz. Zu diesem Opfer ist er nicht bereit.

Man fragt sich fast: "Hört das denn nie auf?! Was kommt denn noch?" Vielleicht hat dieser Mann sich doch sein Leben lang abgerackert und hat gespart, sich nichts gegönnt, weil er vielleicht für die Zukunft seiner Familie sorgen wollte. Es kann doch nicht sein, dass Jesus hier von einem solchen Mann erwartet, dass er nun alles an die Armen abgibt, die sicherlich vielleicht auch versucht haben, ihr Leben in den Griff zu kriegen und für sich und ihre Familie zu sorgen. Klar. Wir sprachen doch letztens noch im Kurs über das Thema Sozialstaat und was für eine Errungenschaft dies ist.

Aber geht diese Forderung nicht zu weit. Jesus sagt: "Wie schwer haben es doch die Besitzenden, in die neue Welt zu kommen." Heißt im Klartext: Sie können schon aber leicht wird es für diese nicht. Und dann folgt das berühmte Nadelöhr-Zitat.

Zurecht fragen also die Jünger völlig außer sich: "Wer kann dann überhaupt gerettet werden?"

Und der Abschnitt endet mit einer Antwort Jesu, die zunächst verwirrt aber dennoch Klärung schafft: "Wenn es auf die Menschen ankommt, ist es unmöglich, aber nicht, wenn es auf Gott ankommt. Für Gott ist alles möglich."

Für Gott ist alles möglich. Alle können gerettet werden. Natürlich. Menschen denken, dass dies nicht möglich ist. Es kann doch nicht Gerechtigkeit sein, wenn ein böser Mensch ("der verlorene Sohn") gerettet wird. Wir sind Menschen und dieses Denken ist das unsere. Mit all seinen Beschränktheiten. Und es ist auch gar nicht unsere Aufgabe. Wir sind nicht die Richter, wir sind nicht die Gesetzeshüter. Ein jeder für sich tritt vor Gott. Ein jeder macht die Sache der eigenen Person und des eigenen Lebens mit Gott unter vier Augen ab. Das haben wir im Römerbrief gelesen.


Letztlich kommt es aber auf Gott an. Reichtum und das Klammern an Besitztum wird dir auf dem Weg zu Gottes neuer Welt im Weg stehen. Reichtum macht es dir schwierig, den Weg zu gehen. Du kannst ihn gehen. Aber deine Selbstsucht, die mit dem Reichtum kommen kann, ist eben nicht das, was dich rettet, dich das Geschenk Gottes annehmen lässt.

Jesus weist also darauf hin, dass im Reichtum die Gefahr des Egoisums, der Selbstsucht und des Eigensinns lauert.

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