Samstag, 28. April 2012

1 Mose 27, 1-45

Der zweite Betrug Jakobs, den er sogar in Gemeinschaft mit seiner Mutter begeht, hat unmittelbar mit dem ersten Betrug zu tun und führt zum Zerbrechen der familiären Gemeinschaft. Denn mit dem Erstgeburtsrecht verbunden ist der Segen. Gott segnete einst Abraham, damit dieser ihn durch seine Worte und Hände weitergeben konnte. Und jetzt wird Jakob den Segen seines Vaters Isaak und damit auch Gottes Segen erhalten obwohl ihm dieser nicht zusteht sondern seinem Bruder Esau. Warum wird hier dargestellt, dass es sich lohnt zu betrügen? Sogar vor Gott lohnt.

Gemeinsam mit seiner Mutter macht er den Plan perfekt, gemeinsam täuschen sie Isaak, Vater und Ehemann, und bringen Esau um Gottes Segen. Nachdem dies geschehen ist, muss Jakob vor dem Zorn seines Bruders fliehen. Isaak stirbt, Jakob flieht, Esau bleibt voller Zorn ohne Gottes Segen zurück. Alles zerbricht und endet in negativen Gefühlen.
1 Mose 25, 19-34

Abraham ist gestorben. Rebekka ist schwanger. Zwillinge sollen es werden. Zwei Menschen, die von ihrer Anlage her identisch sind und doch so verschieden. Rebekka spürt es bereits in ihrem Leib: die Zwillinge kämpfen schon vor der Geburt miteinander. Das lässt alles nichts Gutes ahnen...

Esau, der Erstgeborene, und sein Bruder Jakob. Esau wird ein Jäger, der gerne über die Felder streift. Er wird von Isaak als Erstgeborener besonders geliebt. Seine Frau Rebekka hingegen liebt Jakob, der stets lieber bei den Zelten bleibt als durch die Felder zu streifen. Esau ist sich nicht darüber bewusst, was es bedeutet, das Erstgeburtsrecht zu besitzen und verkauft es leichtfertig für ein Mahl, das ihm Jakob zubereitet. Dies wird er später noch bereuen müssen. Und es bleibt nicht Jakobs letzte List. Jakob, der Betrüger. Und dieser Mann wird von Gott erwählt werden... Kopfschütteln...

Freitag, 27. April 2012

1 Mose 24, 1-67

Abraham ist inzwischen ein alter Mann, und sein Sohn Isaak soll eine Frau an seine Seite bekommen. Und es ist Abrahams Wille, dass es eine Frau aus seiner Heimat sein soll. Sie soll den gleichen Ursprung haben wie er. Und sie soll zu ihm, an seine Seite in das versprochene Land kommen, um dort mit Isaak Nachkommen zu haben und um über das Land zu herrschen - so, wie Gott es angekündigt und versprochen hat. Und diese Frau wird mit Gottes Hilfe gefunden; ihr Name ist Rebekka.

Ein Rückblick: Nach dem Sündenfall, und der aus diesem resultierenden gestörten Beziehung zu Gott, begannen Adam und Eva ein neues Leben mit ihren Söhnen Kain und Abel. Die Beziehung zwischen den beiden Brüdern zerbricht, weil Kain (vielleicht zurecht) den Eindruck hatte, dass Gott seinen Bruder bevorzugte. Das heißt auch hier ist eine gestörte Beziehung zwischen Menschen zu beobachten, die sich im Grunde sehr nahe stehen. Vielleicht gerade deshalb...

Ich habe den Eindruck als wiederhole sich dies hier, denn auch Isaak und Rebekka werden zwei Söhne bekommen, Zwilinge sogar. Und auch diese Beziehung wird gestört sein. Und mit ihr die Beziehung zwischen den Eltern. Aber es ist nicht Gottes Ungleichbehandlung sondern die der Eltern, die die Beziehungsstörung herbeiführen wird. Es ist interessant zu beobachten, was in den Geschichten zwischen Menschen geschieht, die sich sehr nahe stehen. Wie schnell Gefühle und vor allem eigensinnige Absichten das Band zwischen ihnen vergiftet...

Samstag, 21. April 2012

Philipper 2, 5-11

Wofür ist Jesus also gestorben? Ich werde vielleicht noch sehen, warum es die Sünden sein sollen, für die er gestorben ist. Aber eins weiß ich jetzt schon: Nicht durch sein Leben allein, in dem er so viele Dinge getan hat, die denkwürdig sind, sondern auch sein Tod machen ihn und sein Leben zu dem Besonderen, an dass man sich erinnert und aus dem viel erwachsen ist. Vor allem die Botschaft, so miteinander umzugehen, wie Jesus es vorgelebt hat. Allein dies, dass diese Idee nicht mit seinem Tod endete sondern gerade dadurch, wie zu Trotz, “gegen den Strich”, erblühte und die Welt veränderte.

Ja, es ist so, wie auch in der Runde gesagt worden ist: aus diesen Ereignissen ist nicht nur Gutes erwachsen... Es wurden Kriege geführt, mit Waffen, die im Namen Gottes gesegnet worden sind. Es sind Menschen getötet worden, von Menschen, die sich als Vertreter Gottes auf Erden eingesetzt hatten. Viele schreckliche Dinge sind daraus entstanden. Ja, das ist richtig. Und Gott hat uns auch von Anfang an die Entscheidung darüber gelassen (von dem Baum zu kosten) und Jesus hat es mit seiner Leben noch einmal bestärkt, denn er hat den Menschen erneut die Freiheit gegeben.

Und vielleicht wird es auch immer so sein.

Aber das ändert aus meiner Sicht nichts an der Güte der Idee, die Jesus in seinem Handeln geleitet hat. Seine Überzeugung. Daran, dass sich Gottes sehnlichster Wunsch, seine eigene Idee von seiner Schöpfung in Jesus manifestiert hat. Als Leitbild.

Bevor es zurück in das Alte Testament geht und sich die Geschichte Abrahams und seinen Söhnen Isaak und Ismaels fortsetzt, möchte ich einen Kreis schließen. Hier im Brief heißt es, dass Christus, obwohl er Gott war, auf seine göttlichen Rechte verzichtete, die Stellung eines Dieners annahm, sich selbst erniedrigte und gehorsam war bis er wie ein Verbrecher am Kreuz starb. Und es wird ergänzt, dass all dies der Grund ist, warum Gott ihn in den Himmel gehoben hat.


Diese Worte wecken wieder den Zweifel in mir, der mit der Schöpfungsgeschichte begonnen hat. Was ist das für ein Gott? Es war keine schlechte Idee Gottes, einen denkenden, freien Menschen zu schaffen. Aber es war absehbar, dass dieses Wesen nach mehr streben würde, ungehorsam sein würde. Und das tat er und dafür bestrafte Gott ihn - denn durch den Ausschluss aus dem Paradies war dem Menschen die Möglichkeit genommen, von den Früchten des Baums des Lebens zu essen, durch die er unsterblich geworden wäre.


Aber durch das Vertrauen dieses einen Menschen, das Vertrauen, das noch weiter geht als das von Abraham, der bereit war seinen Sohn zu opfern, weil die Bereitschaft besteht, selbst das eigene Leben für den Weg herzugeben, den Gott für richtig hält. Man könnte sagen, dass durch den Gehorsam Jesu der Ungehorsam von Adam und Eva wieder "geheilt" worden ist.


Aber wenn das die Idee ist... was ist das dann für ein Gott? - Der Vergeltung braucht... Der die Schuld getilgt haben will... Damit kann ich mich nicht abfinden! Es muss einen anderen Weg geben. Ich werde sehen.
Markus 15, 42 - 16, 8

Am letzten gemeinsamen Bibelabend habe ich erzählt, dass ich, als ich anfing, die Bibel zu lesen und meine Gedanken niederzuschreiben, natürlich wusste, dass ich an Ostern an diese wichtige Stelle der Bibel gelangen würde. Der Tod von Jesus Christus am Kreuz. Das Ereignis, dass mich vor vielen Jahren überhaupt zu dem Entschluss gebracht hatte, die Bibel lesen zu wollen. Und einerseits hatte ich jetzt bei diesem dritten Leseversuch gedacht, dass ich bis dahin mehr um seine Bedeutung wissen würde, und darum das Ereignis besser verstehen würde. Andererseits merkte ich währen der ganzen Zeit, dass sich mir viele Fragen stellten, Gedanken aufkamen, die mir bezüglich der bevorstehenden Textpassage Angst machten: Was ist das für ein Gott, zu dem Jesus als Vater aufschaut? Was ist das für ein Gott, der seine Schöpfung immer wieder dafür bestraft, wenn sie nicht gehorcht? Was ist das für ein Vater, der es zulässt, dass sein einziger Sohn elendig stirbt? Und so näherte ich mich dem Tod Jesu sehr zwiespältig.

Was geschieht hier in diesem kurzen Text? Der Tod Jesu ist nicht das Ende. Das ist so wunderbar. Jesus wird begraben und er überwindet den Tod durch das Vertrauen, dass er in Gott hat. Ja, man kann es so sehen, dass Jesus an den irdischen Mächten scheitert: sie töten ihn. Es geschieht einfach - es wird nicht verhindert. Er stirbt, seine Feinde lachen, bespucken ihn und siegen.

Aber was geschieht dann? Jesus überwindet den Tod. Er steht von den Toten auf. Und er begegnet denen, die verzweifelt sind über seinen Tod. Und erst durch seinen Tod ist der Nährboden geschaffen, in dem das Senfkorn, von dem im letzten Abschnitt die Rede war, wachsen kann.

Ich habe aus unserer Runde mitgenommen, dass sich hier nicht unbedingt ein Plan vollendet. Dass es hier vielleicht nicht um eine Allmachtsfrage geht. Dass es vielleicht nicht um ein Opfer geht, dass Jesus bringt, um uns unsere Sünden zu nehmen. Vielleicht zeigt sich im Leben diese Menschen, Jesus Christus, dass sich starke Mächte auf Erden regen, wenn man den Weg geht, den Gott sich vom Menschen so sehr wünscht. Und dass man immer wieder scheitern kann, vielleicht viele Verluste hinnehmen muss. Aber eben auch, dass es sich lohnt, darauf zu vertrauen, dass dies der richtige Weg ist.

Samstag, 14. April 2012

Senf - würziger Dipp und Symbol für Gottes neues Reich

Matthäus 13, 31-35

Ich habe am vergangenen Donnerstag im Hauskreis ein Thema zu Senf gemacht, nachdem ich etwas schönes in meinem neuen Lieblingsbuch (Ich muss verrückt sein so zu leben) gelesen habe.
In dieser Bibelstelle berichtet Matthäus, wie Jesus das neue kommende Reich Gottes mit einem Senfkorn vergleicht. Eine überraschende Metapher, wie so viele, die Jesus verwendete, da es in den jüdischen Gesetzen eine Vorschrift gab, die es verbat Senf im Garten anzupflanzen. Aber warum? Sowas weiß doch heute kein Mensch mehr...
Hier in der Bibelstelle steht, dass Senf eines der kleinsten Samenkörner ist, aber zu einem der größten Pflanzen im Garten heranwächst. Jesus vergleicht also das Reich Gottes mit etwas kleinem unscheinbaren, dem man seine Kraft und Stärke nicht ansieht...nur wenn man weiß was daraus werden kann und darauf vertraut...
Aber Senf hat noch eine weitere Eigenschaft und zwar die, dass er sich rasend schnell vermehrt und wenn man eine Senfpflanze im Garten hat pflanzt sie sich immer weiter fort und durchsetzt den ganzen Garten, bis man am Ende nur noch Senf hat (daher wohl auch die jüdische Vorschrift). Das ist ganz ähnlich der Sauerteigmetapher, wo sich die Hefe durch den ganzen Teig arbeitet...

Was heißt das jetzt aber für Gottes Reich? Und was ist so überraschend und provokant an der Metapher?

Ähnlich wie heute, haben die Leute damals erwartet, dass Gottes neues Reich mit einem riesen Knall und riesigem Brimborium kommen wird, aber Jesus sagt nun, dass es so nicht sein wird, dass das einfach nicht Gottest Art ist. Das Reich beginnt mit etwas ganz Kleinem, das Stück für Stück wächst und die Welt für sich einnimmt. Da passt es ja auch wieder wie Gott auf die Erde kam: als kleines Baby, geboren in einem Stall von einer Teenagerin auf der Flucht.

Senf ist klein, aber Senf ist scharf. Und das Schönste: seine Kraft entfaltet sich nicht im Zerquetschen, sondern im Zerquetschtwerden. Senf muss gemahlen werden um seine Wirkung zu entfalten und so ist es auch mit Gottes Reich. Jesus wurde gequält und am Kreuz getötet, aber genau dadurch hat er den Sieg errungen über den Tod und die Herrschaft über sein neues Reich begonnen.

Freitag, 6. April 2012


Markus 15, 1-41

Jesus wird vor Pilatus geführt. Auf einmal ist es nicht nur mehr der Hohe Rat, der den Tod Jesu fordert sondern ganze Menschenmassen. Gerade diese haben sich doch noch vor kurzer Zeit hinter Jesus befunden, haben ihm zugejubelt als er in Jerusalem eingezogen ist und gerufen: “Gelobt sei Gott!”. Die Menschenmassen waren doch der Grund dafür, dass der Hohe Rat nicht wagte, Jesus zu töten. Jetzt fordern diese vielen Menschen den Tod dieses Mannes, von dessen Lehren sie beeindruckt waren. Sie entscheiden sich sogar dafür, eher einen Mörder als diesen Mann begnadigen zu lassen. Es ist die zunehmende Erniedrigung Jesu. Wie konnte es dazu kommen? Wie konnte das alles geschehen? Warum sind die Menschen mit einem Mal enttäuscht oder gar so zornig?

Jesus wird von den Soldaten gefoltert und verhöhnt. Er wird ans Kreuz genagelt und verhöhnt. Immer wieder wird er verhöhnt bis er schließlich stirbt. Was sich in diesem Verhalten der Menschen ausdrückt, ist ihr Unglaube. So wie Judas verlieren sie den Glauben daran, dass Jesus ihr Retter sein kann. Sie verlachen ihn, weil er sich doch als den “König der Juden” bezeichnet aber nicht einmal imstande ist, sich selbst zu retten. Wie könnte er da ein ganzes Volk retten?

Der entscheidende Satz in dieser Passage ist für mich die Frage des sterbenden Jesus: “Mein Gott, warum hast du mich verlassen?” In diesem Moment ist er allein und von Gott getrennt. Dies ist der Moment, in dem Jesus auf dem absoluten Tiefpunkt angekommen ist, und dies muss der Moment sein, von dem gesagt wird, dass er alle Sündenlast auf sich genommen hat...

Was muss dieses Ereignis für seine Anhänger bedeutet haben? - Da ist jemand, der von Dingen erzählt und Worte spricht, die zunächst ganz befremdlich sind, mutig sind, weil sie den Lehren widersprechen, die zu dieser Zeit gelten. Und allmählich beginnen Menschen, ihn zu verstehen, ihm zu folgen, ihm zu glauben, zu vertrauen. Sie binden sich an ihn, setzen ihre Hoffnungen auf ihn. Er muss etwas ganz besonderes sein. Und dann wird dieser Mensch verurteilt, verlacht und getötet. Er rettet sich nicht. Woher neue Hoffnung schöpfen? Was tun? Woran sollen sie sich nun halten?

Donnerstag, 5. April 2012


Markus 14, 53-65

Nach all dem Groll, den Anfeindungen, den Schändungen, den Provokationen, die sie über sich ergehen lassen mussten, ist der Moment endlich gekommen. Jesus steht vor gefangen vor ihnen,  dem Hohen Rat (den obersten Priestern und Schriftgelehrten). Man will und wird ihn anklagen, man verhört Zeugen, doch deren Widersprüche drohen die Anklage scheitern zu lassen. Es sieht nicht gut aus. Schließlich aber fragen sie Jesus selbst, ob er der Christus sei, der Sohn Gottes.

Und mit seiner Antwort liefert Jesus ihnen den Grund, ihn wegen Gotteslästerung zum Tode zu verurteilen. Jesus hätte weiter schweigen können, denn auch zuvor hatte er geschwiegen als man ihn fragte, ob er sich nicht zu den Anklagen, die gegen ihn erhoben worden sind, Stellung beziehen möchte. Aber das passt, denn es gibt keinen Grund gegen die Anklagen Stellung zu beziehen, denn die Anklage lautet: “König der Juden” und das stimmt. Und was soll er anderes auf die Frage, ob er der “König der Juden” sei, antworten? “Ja, es stimmt.” Jesus akzeptiert den Titel “König der Juden” (auch) als Anklage. Er nimmt den Titel an und alles, was damit verbunden ist.

Und nun beginnt sein Leiden, dass ihn bis in den Tod begleiten wird. Sie spucken ihn an und verspotten und verhöhnen ihn. Geben ihn der Lächerlichkeit preis. Sie schlagen ihn. Seine Taten wenden sich gegen ihn.

Markus 14, 12-52

Es folgt das letzte gemeinsame Treffen, das Abendmahl, an dem Jesus den Jüngern offenbart, dass das Besiegeln seines Todes durch einen Verrat aus den Reihen seiner engsten Vertrauten heraus geschieht. Alle (einschließlich Judas) sind entsetzt, und jeder von ihnen leugnet die bevorstehende Tat. Selbst sein engster Vertrauter, Petrus, werde ihn verraten (dreimal in einer Nacht). Eine schreckliche Situation für alle, auch für Jesus.  Selbst wenn er in dieser Szene eher ruhig wirkt und überzeugt zu sein scheint, dass alles so geschehen muss, weil es in den Schriften so prophezeit worden ist.

Dann als Kontrast die Szene in Getsemani: Jesus hat furchtbare Angst und er bittet drei seiner Jünger mit ihm zu wachen und zu beten. Und er spricht mit Gott und bittet ihn darum, den Leidenskelch an ihm vorübergehen zu lassen, weil er doch allmächtig sei.

Die Allmachtsfrage... erneut. Kann Gott das nicht verhindern? So wie er auch zuvor schreckliche Ereignisse hätte verhindern können? Hätte können... Aber nicht verhindert hat. Immerhin geht dieser Gedanke auch Jesus selbst durch den Kopf, jetzt, wo sein Tod droht. Wie geht er damit um?

Er wiederholt seine Bitte immer wieder und ist sich gleichzeitig bewusst, dass nur geschehen kann, was Gottes Wille ist. Todesangst und bedingungsloses Vertrauen wechseln sich in dieser Szene ab. Hier zeigt sich, wie sehr Jesus Mensch ist.

Doch schließlich sagt er zu seinen Jüngern: “Der Menschensohn wird in die Hände der Sünder gegeben.” Jesus wird verraten, verhaftet und alle Jünger fliehen. Die Gemeinschaft ist zerbrochen - Jesus steht allein und wird vor seine Richter, die Sünder, geführt.

Die Sünder als Richter... Wie ist das möglich?

Markus 14, 10-11

Direkt im Anschluss an diese Szene entschließt sich Judas, Jesus an die Priester zu verraten. Vielleicht ist es wichtig, dass diese Szene genau jetzt folgt. Es stellt sich doch die Frage, was Judas zu dem Verrat motiviert. - Es wird jedenfalls nicht erzählt, dass die Priester eine Belohnung auf den Verrat ausgesetzt hatten, und Judas auf dieses Geld aus war. Sie versprechen ihm dieses Geld erst  nachdem er sie (aus eigenen Gründen) aufgesucht hat. Man kann daher vermuten, dass der Grund in der vorangegangenen Salbungsszene zu suchen ist oder in einer Entwicklung, die in dieser Szene den Höhepunkt erfahren hat. Was stört Judas? - Zieht man eine andere Stelle (Joh 12, 4) heran, dann erfährt man, dass es Judas war, der sich darüber empörte, dass die Frau das teure Öl zur Salbung Jesu verwendet statt es zu verkaufen und das Geld an die Armen zu geben und daraufhin von Jesus zurechtgewiesen wird. Fühlt sich Judas in seinem Stolz verletzt, weil er denkt, er habe die Botschaft Jesu verstanden und wird dann dennoch belehrt? Stört dieser Stolz die Beziehung zu Jesus? Damit erinnert es auch wieder an die Ursünde, an das, worum es im Kern der Sünde vielleicht geht: das Wissen um Gut und Böse - es alleine wissen und können, Gott nicht zu brauchen. Judas hätte - so verstanden - den Glauben an Jesus verloren.

Mittwoch, 4. April 2012

Markus 14, 1-9

Falls es einen Plan gibt, so bahnt sich nun das Ende des Planes mit dem Ende der Gemeinschaft und dem Tod Jesu an. Warum muss dies geschehen? Komme ich der Antwort auf die Frage jetzt ein Stück näher?

Die erste Szene, in der eine Frau eine kostbare Flasche mit teurem Öl über Jesus Kopf ergießt, erweckt zunächst den Anschein als handele es sich erneut um eine Szene, in der es um das Thema der Opfergabe geht. Die Jünger nämlich sind erzürnt, dass sie das Öl stattdessen nicht verkauft und das Geld an die Armen gegeben hat. Doch sie verstehen es falsch und Jesus überrascht die Jünger. Denn er sagt, dass diese Frau seinen Körper im Voraus zum Begräbnis gesalbt habe. Er kündigt an, dass er bald nicht mehr unter ihnen sei,  und er bittet sie, seine Taten weiterzuführen und seine Worte weiterzutragen.

Hier gibt es eine interessante Parallele im Alten Testament: Gott fordert Samuel auf, einen Mann, den er zu ihm senden wird, zum König der Juden zu salben, der dieses Volk retten wird (1 Samuel 9, 15-17). Samuel tut dies, indem er Saul ein Fläschchen Öl (!) über dem Kopf ausgießt und sagt: „Ich tue das, weil der Herr dich zum Anführer seines Volkes Israel gesalbt hat.“ (1 Samuel 9, 10,1).

Hat die Frau gerade dies mit Jesus getan? Weil Gott ihn zum Anführer seines Volkes gesalbt hat? Fand die Salbung als Zeichen dafür statt, dass Jesus der Christus ist, der König der Juden? Aber warum spricht Jesus dann von der Salbung zum Begräbnis? Bedeutet das, dass sein Tod schließlich das unumstößliche Zeichen dafür sein wird, dass er Christus ist? Oder aber, dass er erst durch den Tod dazu werden wird? Zwei Salbungen mit einer gemeinsamen Bedeutung, mit einem gemeinsamen Kern…